Lynk & Co: E-Autos im Lifestyle-Abo?

Der chinesisch-schwedische Autobauer Lynk & Co ist erst seit wenigen Jahren aktiv. Doch diese Pläne sind ambitioniert: Lynk & Co will den Markt mit einem neuen Konzept aufmischen. Carsharing und ein besonderes Gemeinschaftsgefühl der Nutzer*innen sind Teil des Geschäftsmodells. Wir haben uns die Marke und ihre Pläne einmal genauer angesehen.

Lynk & Co, ein Joint-Venture des chinesischen Konzerns Geely und des Tochterunternehmens Volvo, setzt auf ungewöhnliche Mittel: stilvolle Clubs mit extravagantem Innendesign – und ein Abo-Modell, das auf den Sharing-Trend gemünzt ist. Nur Elektroautos suchte man bislang bei Lynk & Co vergebens. Das erste Modell könnte voraussichtlich 2024 vom Band laufen.


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Autobauer mit chinesischen und schwedischen Wurzeln

Immer mehr chinesische Hersteller drängen auf den europäischen Markt, manchmal erkennt man das aber gar nicht auf den ersten Blick. Lynk & Co ist so ein Beispiel. Die Automarke wurde zwar im Jahr 2016 in Göteborg gegründet, ist aber ein Gemeinschaftsunternehmen des chinesischen Konzerns Geely Automobile Holdings und Volvo, wobei der schwedische Autobauer seit 2010 selbst zu Geely gehört.

Der Gründer und langjährige CEO von Lynk & Co, Alain Visser, war 36 Jahre in der Autoindustrie tätig, etwa bei Opel, General Motors und Ford. Visser wollte etwas Neues schaffen, das über das traditionelle Autogeschäft hinausgeht und den Fokus mehr auf Sharing und Lifestyle legt. Dafür erhielt er bei der Firmengründung von Geely viel freie Hand.

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„Lynk & Co“: Mehr als nur E-Autos

„Lynk“ steht für die Verbindung oder das „Verlinken“ von Menschen, Ideen und Technologien, während „Co“ nicht nur „Company“ (ein üblicher Zusatz bei englischsprachigen Firmenbezeichnungen), sondern auch „Collaboration“ oder „Connection“ bedeuten soll. Für Lynk & Co ist auch das Connected Car keine Zukunftsmusik mehr.

Stilvolle Clubs gehören zum Geschäftsmodell von Lynk & Co

Das Geschäftsmodell der Marke basiert vor allem auf einem Abo-System. Für monatlich 600 Euro können Kund*innen den Lynk & Co 01 zum Flatrate-Preis mieten, Service, Versicherung und Wartung (in Volvo-Werkstätten) sind inklusive. Und lange binden muss man sich auch nicht: Wird man mit dem Modell nicht glücklich, kann man zum Monatsende kündigen.

Der Gemeinschaftsgedanke wird über Club-Mitgliedschaften gefördert. Der Clou: Man muss kein Fahrzeug bei Lynk & Co gekauft oder abonniert haben, um Club-Mitglied zu werden – und an dem Carsharing-Programm teilnehmen zu können. Vissers Vision einer echten Nachhaltigkeit („96 Prozent der Zeit steht ein Auto einfach nur rum“) wird so Realität: Je mehr das Auto geteilt wird, desto günstiger wird der Unterhalt. Und je öfter es genutzt wird, desto ressourcenschonender ist es auch.

„Clubs“ ist übrigens ganz wörtlich zu verstehen. In vielen europäischen Städten gibt es sie bereits, auch in Berlin, Düsseldorf, München und Hamburg. Jeder ist individuell und stilvoll gestaltet, darauf ist Lynk & Co sehr stolz. Autos spielen in den Clubs eine Nebenrolle, stattdessen finden Talks, Yogakurse oder Konzerte statt. Co-Working-Spaces laden zum Arbeiten, Loungebereiche und Café-Bars zum Verweilen und Netzwerken ein.

Lynk & Co Club

Bloß kein klassisches Autohaus: In den Clubs von Lynk & Co spielen Autos eine Nebenrolle. Stattdessen wird Wert auf einen modernen Look und vielfältige Nutzungsmöglichkeiten gelegt (Bild: ©Lynk).

 

Lynk & Co 01: Plug-in-Hybrid mit viel Platz

International ist die Modellpalette von Lynk & Co bereits breit aufgestellt. Im Angebot hat der Autobauer zum Beispiel den Crossover-SUV „02“, die Limousine „03“, das SUV-Coupé „05“, das SUV „06“ oder den Oberklasse-SUV „09“. In Deutschland ist im Moment nur eine Baureihe erhältlich: der Lynk & Co 01. Das erste Modell des Herstellers, in China bereits seit 2017 auf dem Markt, teilt sich dabei viele technische Details mit anderen Geely-Modellen, zum Beispiel dem Polestar 2.

Anders als bei Polestar handelt es sich bei dem SUV von Lynk & Co aber nicht um ein reines Elektroauto, sondern um einen Plug-in-Hybriden. Der Antrieb leistet maximal 192 kW (261 PS) mit einem Systemdrehmoment von 425 Nm. Die elektrische Reichweite beträgt dank des 17,6 kWh großen Akkus etwa 75 Kilometer. Die elektrische Höchstgeschwindigkeit liegt bei 125 Kilometer pro Stunde, mit Verbrenner-Unterstützung sind maximal 210 km/h drin.

Dank seines langen Radstands bietet der SUV innen viel Platz und präsentiert sich sowohl im Innenraum als auch in der Verarbeitung als hochwertig. Insgesamt findet der Lynk & Co 01 eine gute Balance zwischen Komfort und Agilität, nur ans Cockpit-Design muss man sich etwas gewöhnen.

Lynk Lifestyle-SUV 01

Bislang als einziges Modell in Deutschland erhältlich: der Lifestyle-SUV 01, ein Plug-in-Hybrid (Bild: ©Lynk).

Das erste E-Auto von Lynk & Co könnte 2024 kommen

Bislang hatte Lynk & Co keine reinen Stromer im Programm. Die 2020 vorgestellte Studie „Lynk & Co Zero Concept“ brachte Geely im Jahr darauf als erstes Modell der neugegründeten Elektro-Marke Zeekr auf den Markt. Doch nun wurde für Europa ein echtes E-Auto von Lynk & Co angekündigt. Voraussichtlicher Marktstart: Ende 2024, spätestens 2025.

Es ist noch unklar, auf welcher Basis das E-Auto von Lynk & Co aufbaut. Wahrscheinlich wird es nicht auf Technologien von Volvos Elektro-Flaggschiff EX90 zurückgreifen. Stattdessen könnte Lynk & Co die Plattform des Smart #1 nutzen, der ebenfalls aus dem Hause Geely stammt und mit seiner 66 kWh-Batterie eine Reichweite von etwa 440 Kilometern ermöglicht.

Auch der Name des neuen E-Autos ist noch nicht bekannt. Die bisher verwendeten Modellnamen – von 01 bis 09 – beziehen sich auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor oder Plug-in-Hybridantrieb. Es ist daher möglich, dass Lynk & Co neue Bezeichnungen für seine Stromer einführen könnte.

Artikelbild: ©Lynk