Zurück nach oben Schließen Hell Bild herunterladen Blättern zu [COUNT] Dunkel Weiterblättern Zurückblättern Nach links scrollen Nach rechts scrollen Sucheingabe zurücksetzen Suchen Teilen Börse aktuell geschlossen
Inhalt
Das erwartet Sie in diesem Artikel

Was ist ein PPA?

Bild herunterladen

Ein Power Purchase Agreement (PPA) ist ein Strombezugs­vertrag. Darin verpflichtet sich ein Erzeuger, seinem Kunden über viele Jahre Strom zu liefern. Preis, Laufzeit, Herkunft des Stroms und Konsequenzen bei Ausfällen der zugrundeliegenden Erzeugungs­anlage werden genau festgelegt. Schließt ein großes Unternehmen so einen Vertrag, nennt man das Corporate PPA. Der in der Regel feste Preis schützt vor schwankenden Stromkosten und schafft Planungssicherheit. PPAs kann es für jede Energiequelle geben. Liefern PPAs ausschließlich Wind-, Solar- oder Wasserkraft, heißen sie Green PPAs und helfen Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele beim Klimaschutz zu erreichen.

Warum sind Power Purchase Agreements sinnvoll?

Bild herunterladen
Ein Schwerpunktthema der Branchenmesse „E-world energy & water“ waren 2025 PPAs. (Foto: EnBW / Fotograf: Klaus Schlitzer)

Deutschland hat das Ziel, den Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch bis 2030 auf 65 Prozent zu erhöhen – ein Plan, der ohne den massiven Ausbau von Erzeugungs­anlagen und eine höhere Nachfrage von Großverbraucher aus Industrie und Gewerbe nicht zu erreichen ist. Der Wunsch nach stabilen Strompreisen, die jährlich zunehmende CO₂-Bepreisung von fossilen Energieträgern und die damit einhergehende Herausforderung, eigene Produktions­prozesse möglichst weitgehend zu dekarbonisieren, lassen bei Unternehmen den Bedarf an Strom aus erneuerbaren Energien jedoch steigen. Damit nimmt auch das Interesse an PPAs zu.

Wie in anderen europäischen Ländern, sind langfristige Strombezugsverträge zwischen Erzeuger und Kunden von Ökostrom auch in Deutschland mittlerweile ein etabliertes Instrument im Energiemarkt.

Für wen eignen sich PPAs?

Bild herunterladen

PPAs sprechen gleich mehrere Gruppen an. Betreiber älterer Wind-, Solar- oder Wasserkraftanlagen, deren EEG-Förderung ausgelaufen ist, sichern sich damit verlässliche Einnahmen für Betrieb und Wartung. Wer neue Projekte plant und in Ausschreibungen keinen Zuschlag erhält oder nur niedrige Erlöse erwartet, schafft mit einem festen Abnahmevertrag Planungssicherheit und bessere Wirtschaftlichkeit. Auf der Nachfrageseite wächst der Wunsch nach sauberem Strom. Mittelständische Unternehmen und globale Konzerne möchten ihren Bedarf dauerhaft zum Fixpreis mit nachweislich grünem Strom decken. Dafür eignen sich langfristige Corporate PPAs, bei denen Kunden den Strom über einen langen Zeitraum von Erzeugern direkt beziehen. Am Markt gibt es daneben Utility PPAs: Stromhändler*innen nehmen Ökostrom zu einem festen Preis ab und verkaufen ihn weiter, zum Beispiel an die Börse oder an viele kleinere Kunden. Beide Modelle finanzieren neue Anlagen für die Erzeugung erneuerbarer Energien und treiben so die Energiewende voran.

Welche Arten von PPAs gibt es?

Bild herunterladen

Es gibt keine starre Klasseneinteilung für PPAs, denn die Verträge lassen sich sehr flexibel gestalten. Dennoch haben sich vier Grundformen etabliert, die man gut voneinander unterscheiden kann.

Physische PPAs legen Leistung und Preis vertraglich fest, unterscheiden sich aber im Lieferweg:

  • On-Site PPA: Die Erzeugungsanlage steht auf dem Unternehmensgelände, oder in räumlicher Nähe dazu, etwa eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Der erzeugte Strom fließt direkt in die Produktion.
  • Off-Site PPA: Der Strom stammt aus einer entfernten Anlage, zum Beispiel einem Windpark. Er wird über das öffentliche Netz geliefert und dem Unternehmen bilanziell zugerechnet.
  • Sleeved PPA: Funktioniert wie ein Off-Site PPA, schaltet jedoch einen Energieversorger dazwischen. Dieser übernimmt Abrechnung, Reststrombeschaffung und Risikomanagement.

Synthetische (oder virtuelle) PPAs kommen ganz ohne physischen Lieferweg aus. Erzeuger und Abnehmer vereinbaren einen festen Strompreis. Der Erzeuger verkauft den Strom an der Börse, das Unternehmen bezieht weiterhin Strom von seinem Versorger. Liegt der Börsenpreis unter dem PPA-Preis, zahlt das Unternehmen die Differenz an den Erzeuger. Liegt er darüber, fließt der Ausgleich in die andere Richtung. So bleibt der vereinbarte Preis für beide Seiten erhalten – unabhängig von Marktschwankungen.

Bild herunterladen
Langfristige PPAs sichern die Finanzierung neuer Wind- und Solarparks – und geben der Energiewende Rückenwind. (Foto: EnBW / Fotograf: Paul Gärtner)

Was sind die Vor- und Nachteile von PPAs?

Ein großer Vorteil von Power Purchase Agreements ist, dass sie großen Gestaltungsspielraum bieten: Laufzeit, Preisformel und Risikoteilung lassen sich auf beide Vertragspartner zuschneiden. Entscheiden sich Erzeuger und Abnehmer für einen Fixpreis, kennen sie ihre Kosten beziehungsweise Erlöse über Jahre im Voraus und können Investitionen sicher kalkulieren. Das stabilisiert die Finanzierung neuer Wind- und Solarparks ebenso wie den Weiterbetrieb von Anlagen, die keine EEG-Förderung mehr erhalten.

Der Nachteil: Ein so flexibles Instrument ist komplex. Jeder PPA-Vertrag muss juristisch und energiewirtschaftlich bis ins Detail ausgehandelt werden, was Zeit und Fachwissen benötigt.

Wie setzt sich der Strompreis bei PPAs zusammen?

Bild herunterladen

Der Preis eines PPAs besteht aus mehreren Bausteinen. Ausgangspunkt ist der sogenannte „Baseload-Preis“, der den an der Börse erwarteten Durchschnittspreis für Strom für das jeweils relevante Lieferjahr widerspiegelt. Der sogenannte Profilwert beschreibt, wie wertvoll der Strom im Vergleich zum Baseload genau dann ist, wenn die Anlage ihn liefert. Produziert sie vor allem zu Zeiten mit hoher Nachfrage – und damit hohen Börsenpreisen – steigt ihr Profilwert.

Im PPA-Preis sind darüber hinaus Kosten für Vermarktung, den täglichen Ausgleich zwischen erzeugter und verbrauchter Strommenge (sogenannte Ausgleichs- oder Abwicklungskosten) sowie für das Risikomanagement enthalten. Diese Aufgaben übernehmen meist spezialisierte Dienstleister oder Stromhändler. Handelt es sich um Ökostrom, kommt zusätzlich eine kleine Prämie für Herkunftsnachweise hinzu, die den Strom als „grün“ ausweisen. Aus all diesen Bausteinen ergibt sich der Fixpreis, der Erzeuger und Abnehmer über die gesamte Vertragsdauer Planungssicherheit bietet.

Beispiele für erfolgreiche PPAs der EnBW

Bild herunterladen

PPAs sind längst nicht mehr nur ein Nischenthema, sondern haben sich zu einem zentralen Finanzierungsbaustein der Energiewende entwickelt. Indem sie über eine lange Laufzeit Abnahme- und Preisgarantien bieten, ermöglichen sie die Finanzierung neuer Wind- und Solarprojekte und geben Unternehmen einen verlässlichen Pfad zu klimaneutraler Energie. Kaum ein Energieunternehmen in Deutschland treibt diesen Ansatz so konsequent voran wie die EnBW: Von förderfreien Solarparks in Brandenburg bis zum größten deutschen Offshore-Windprojekt „He Dreiht“ spannt das Unternehmen PPAs über Ländergrenzen und Branchen hinweg. Im Folgenden stellen wir Projekte vor, bei denen die EnBW PPAs nutzt – sowohl für die Vermarktung selbst erzeugten Stroms als auch in Partnerschaft mit externen Anlagenbetreibern.

Bild herunterladen

Bau von förderfreien Solarparks dank PPAs 

Der von der EnBW betriebene Solarpark „Weesow-Willmersdorf“ in Brandenburg ist der größte Solarpark Deutschlands. (Foto: EnBW / Fotograf: Paul Langrock)

Die EnBW setzt sich schon länger dafür ein, dass erneuerbare Energien auch ohne staatliche Unterstützung marktfähig sind. PPAs sind ein sehr gezieltes und flexibles Instrument, um die Finanzierung von Projekten sicherzustellen.

Mit dem Werkstoffhersteller Covestro hat die EnBW im Dezember 2021 ein PPA unterzeichnet. Damit sichert sich Covestro 63 MW Leistung des insgesamt 187 MW starken EnBW-Solarparks „Weesow-Willmersdorf“ in Brandenburg. Die von der EnBW betriebene Anlage ist der größte Solarpark in Deutschland und kommt ohne staatliche EEG-Förderung aus. Covestro setzt den Solarstrom die nächsten 15 Jahre an seinen Standorten Dormagen und Krefeld-Uerdingen vorrangig für die Produktion nachhaltiger Kunststoffe aus alternativen Rohstoffen ein – und kommt damit seinem Ziel näher, sich mit erneuerbaren Energien klimaneutral aufzustellen.

Für einen PV-Park im spanischen Andalusien kam 2021 ein PPA mit dem Hamburger Solar- und Windparkbetreiber Blue Elephant Energy GmbH (BEE) zustande: Dort bezieht die EnBW für zehn Jahre grünen Strom aus einem 150 MW großen Solarprojekt – genug Strom, um rechnerisch den Jahresbedarf von rund 95.000 Haushalten decken zu können.

Mit dem internationalen Anbieter von Lebensmittelzutaten und -dienstleistungen, Puratos, hat die EnBW einen PPA unterzeichnet, der die Versorgung von Puratos in Spanien ab 2025 mit Solarstrom sichert. Der Vertrag umfasst 25 Gigawattstunden (GWh) jährlich für mehr als acht Jahre. Die Strommenge stammt aus dem Solarstromportfolio der EnBW in Spanien.

Bild herunterladen

PPAs für förderfreien Offshore-Strom

Mehrere große Stromabnahmeverträge hat die EnBW bereits für den insgesamt 960 MW starken Windpark „He Dreiht“ bekanntgegeben, der rund 90 Kilometer nordwestlich von Borkum und ungefähr 110 Kilometer westlich von Helgoland entsteht. Der 64 Windturbinenanlagen starke Park zählt derzeit zu den europaweit größten Projekten der Energiewende und wird rechnerisch 1,1 Millionen Haushalte mit grünem Strom versorgen können – oder eben sehr viele Unternehmen.

Bild herunterladen

Die Fraport AG hat sich den Bezug von 85 MW Windenergie-Leistung per PPA gesichert – ab dem zweiten Halbjahr 2026 und über eine Laufzeit von 15 Jahren. Die börsennotierte Betreibergesellschaft des Flughafens Frankfurt treibt mit dem langfristigen Stromabnahmevertrag die Dekarbonisierung des Unternehmens voran. „Bis 2045 möchten wir am Flughafen Frankfurt CO₂-frei werden. Die erworbene Leistung aus dem neuen Offshore-Windpark wird uns hierbei entscheidend voranbringen“, so der Vorstandsvorsitzende Dr. Stefan Schulte bei der Vertragsunterzeichnung. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Stromversorgung ergebe sich durch die Vereinbarung ein Einsparpotenzial von bis zu 80.000 Tonnen CO₂ pro Jahr.

Das Spezialchemieunternehmen Evonik bezieht ebenfalls ab dem Frühjahr 2026 Ökostrom aus „He Dreiht“ – mit immerhin 150 MW sichert sich der Konzern mehr als ein Drittel seines Strombedarfs in Europa. Über eine Laufzeit von 15 Jahren kann Evonik mit dem Strom aus dem Offshore-Windpark seine Emissionen im Strombezug um 150.000 Tonnen CO₂ pro Jahr senken.

Zu den künftigen Großbeziehern von „He Dreiht“-Ökostrom zählt auch die zur Salzgitter-Gruppe gehörende Salzgitter Flachstahl GmbH mit einem PPA für 15 Jahre über 50 MW. Hier soll der Strom vor allem dazu dienen, über die Erzeugung von grünem Wasserstoff als Energieträger die Produktion von nahezu CO₂-freiem Stahl zu ermöglichen. Grüner Wasserstoff gilt als Eckpfeiler der Energiewende und soll auch energieintensiven Unternehmen ermöglichen, anspruchsvolle Klimaziele zu erreichen. Aus diesem Motiv heraus haben auch die HÄRTHA GROUP GmbH (10 MW) sowie die SHS – Stahl Holding Saar GmbH & Co. KGaA (50 MW) jeweils PPAs mit einer Laufzeit von 15 Jahren abgeschlossen.

Auch die Power and Air Condition Solution Management GmbH (PASM), eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom AG, vergrößert ihr Portfolio an erneuerbaren Energien: Der Telekom-interne Energieversorger bezieht künftig 100 MW Windenergie aus „He Dreiht“ über eine Vertragslaufzeit von 15 Jahren. „Mit der EnBW-Partnerschaft und dem PPA aus dem He Dreiht-Windpark tragen wir gemeinsam zur Gestaltung der Energiewende bei und liefern einen guten Beitrag zur Erreichung unserer Klimaziele“, so Bernd Schulte-Sprenger, Geschäftsführer der PASM.

Im Sommer 2025 hat auch die DHL Group mit Sitz in Bonn einen PPA mit Strom aus „He Dreiht“ unterzeichnet, der etwa 16 Prozent des aktuellen jährlichen Strombedarfs der DHL Group in Deutschland decken wird. Der Vertrag umfasst eine Leistung von 20 MW Grünstrom und hat eine Laufzeit von zehn Jahren.

Ausblick: PPAs treiben Klimaschutz voran

Bild herunterladen

Die Nachfrage nach PPAs wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Die EnBW rechnet damit, dass sich vor allem stromintensive Branchen – von Automobilunternehmen bis Datenzentren – langfristige Ökostromverträge sichern möchten, um ihre Klimapfade einzuhalten. Jeder zusätzliche PPA schafft Investitionssicherheit für neue Wind- und Solarparks und PPAs verhindern, dass ausgeförderte Altanlagen vom Netz gehen. Das ist entscheidend, wenn Deutschland bis 2030 mindestens 65 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Quellen beziehen will.

Doch PPAs sind kein Allheilmittel. Um die Energiewende zu vollenden, müssen Unternehmen auch ihren Energieverbrauch optimieren, Effizienzpotenziale heben, Speicherlösungen ausbauen und in weitere grüne Technologien investieren. In diesem Gesamtmix können PPAs jedoch zum entscheidenden Hebel werden: Sie bringen neue Kapazitäten ans Netz, sichern den Weiterbetrieb bestehender Anlagen und treiben den Klimaschutz messbar voran.

Bild herunterladen