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Das erwartet Sie in diesem Artikel

Wo steht Deutschland in Sachen Klimaziele?

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Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die CO₂-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 1990 zu reduzieren. Die gute Nachricht: die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland sinken. Laut Umweltbundesamt wurden im vergangenen Jahr „nur“ 649 Millionen Tonnen schädliche Klimagase freigesetzt – 3,4 Prozent weniger als im Jahr 2023. Damit sei die angestrebte Jahresemissionsgesamtmenge von 693,4 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten sektorübergreifend deutlich unterschritten und das Klimaziel für 2024 erreicht worden.

Das lag vor allem an der voranschreitenden Energiewende und dem Ausbau erneuerbarer Energien, die zuletzt einen Anteil von 54 Prozent am Bruttostromverbrauch in Deutschland ausmachten. Dadurch konnten unzureichenden Fortschritte in den Sektoren Gebäude und Verkehr kompensiert werden.

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Deutschland verfehlt Klimaziele in den Sektoren

Auch 2024 verfehlte Deutschland sein Klimaziele im Verkehrssektor. (Bild: Adobe Stock)

In diesen beiden Sektoren verfehlte Deutschland seine Klimaziele 2024 nämlich erneut. Der Verkehrssektor war im Jahresverlauf für rund 143,1 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente verantwortlich. Damit lag er rund 1,4 Prozent unter dem Vorjahreswert, aber immer noch 18 Millionen Tonnen über dem Ziel. Ein wesentlicher Grund ist laut Umweltbundesamt die zurückhaltende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen.

Zu schleppend verläuft auch die Dekarbonisierung im Gebäudesektor. Ein leichter Emissionsrückgang um rund 2,4 Millionen CO₂-Äquivalente oder 2,3 Prozent gegenüber 2023 ist vor allem auf die milde Witterung und damit weniger Heizungsabgase zurückzuführen. Der Gesamtausstoß des Sektors betrug damit 100,5 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. Angestrebt waren 95,8 Millionen Tonnen für 2024. Für beide Sektoren prognostiziert das Umweltbundesamt, dass sie ihre Ziele auch langfristig – bis zum Jahr 2030 – nicht werden einhalten können.

Die strengeren EU-Vorgaben konnte Deutschland 2024 ebenfalls nicht einhalten. Die Bundesrepublik verfehlte sie nach Einschätzung der Denkfabrik Agora Energiewende um zwölf Millionen Tonnen CO₂.

Die Klimaziele Deutschlands und der EU im Vergleich

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* im Vergleich zum Jahr 1990. (Quelle: Umweltbundesamt)

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* im Vergleich zum Jahr 1990. (Quelle: Umweltbundesamt)

Warum sollte Deutschland seine Klimaziele erreichen?

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Der Blick auf die globalen Emissionswerte zeigt: Aktuell verursacht die Bundesrepublik knapp 1,5 Prozent der Gesamtemissionen. Klingt wenig. Ist es aber nicht. Denn damit gehört Deutschland zu den Top-Ten-Emittenten klimaschädlicher Gase weltweit– obschon hierzulande grade einmal 1,07 Prozent der Weltbevölkerung leben. Angeführt von China (34 %), den USA (12 %) und Indien (7,6 %) sind die Top-Ten-Länder für mehr als zwei Drittel der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich. Die G20-Staaten verursachen insgesamt 83,4 Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes. Das heißt: Bei fast 200 Ländern weltweit trägt Deutschland eine maßgebliche Verantwortung für die Freisetzung – und damit auch für die Reduzierung – klimaschädigender Emissionen.

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Quelle: EU-Kommision, Statista-Berechnung, 2023

Deutschlands Klimaziele sind kein Sonderweg

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Nicht nur Deutschland, viele Länder weltweit haben Klimaziele und arbeiten am nachhaltigen Umbau des Energiesektors. Einige sind der Bundesrepublik bei der Versorgung mit erneuerbaren Energien deutlich voraus. Mit zunehmender Energiegewinnung aus Windkraft können dem World Economy Forum nach heute beispielsweise Länder wie Albanien, Äthiopien, Bhutan, Island, Nepal, Paraguay sowie die Demokratische Republik Kongo ihren Energiebedarf zu mehr als 99,7 Prozent aus erneuerbaren Quellen decken. Auch skandinavische Länder wie Norwegen (98,54 %) und Dänemark (87,60 %) oder Staaten wie Costa Rica (95,75 %) oder Uruguay (89,77 %) und Brasilien (88,68 %) sind führend bei der nachhaltigen Stromgewinnung.

Besonders wichtig für den Klimaschutz ist aber der Blick auf die Ziele und Fortschritte der drei Hauptverursacher, China, Indien sowie die USA.

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China: Größter Emittent und Vorreiter bei erneuerbaren Energien

China verursacht den mit Abstand höchsten CO₂-Ausstoß. Der Strommix der Volksrepublik speist sich noch zu einem großen Teil aus Kohle und nach wie vor baut das Land umfangreiche neue Kraftwerkskapazitäten für die fossile Energiegewinnung auf. Gleichzeitig investiert China intensiv in erneuerbare Energien und errichtet derzeit fast doppelt so viele Kapazitäten für Wind- und Solarenergie wie der Rest der Welt zusammen. Damit kann es China laut Global Energy Monitor gelingen, seine Klimaziele umzusetzen. Diese sehen vor, dass der Höhepunkt der CO₂-Emissionen bis 2030 erreicht ist. Bis 2060 will China klimaneutral werden.

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Quelle: Statista

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Indien: Enormer Energiebedarf und Ausbau von Kraftwerkskapazitäten

Der Energieverbrauch in Indien steigt. Und wird Analysen der Internationalen Energieagentur zufolge in den kommenden Jahren auch weiter erheblich anwachsen. Da Indien für die Stromerzeugung nach wie vor zu einem großen Teil auf Kohlekraftwerke setzt, sind auch die CO₂-Wachstumsraten hoch. Gleichzeitig fördert das Land den Ausbau grüner Energie – besonders von Photovoltaik. Damit will Indien bis 2070 klimaneutral werden. Die Hälfte des Energiebedarfs im bevölkerungsreichsten Land der Welt soll bis 2030 aus erneuerbaren Energien stammen. Nicht-fossile Energieträger müssten dafür rund 500 Gigawatt Strom produzieren.

Einen wichtigen Anteil soll künftig der sich im Bau befindliche Khavda Renewable Energy Park liefern – die auf 538 Quadratkilometern größte Erneuerbaren-Anlage der Welt. Hier sollen Sonnenkollektoren und Windturbinen eine Leistung von 30 Gigawatt Elektrizität erzeugen und damit 16 Millionen Haushalte mit Strom versorgen können. Neben der Energiewende sind auch Initiativen wie die Wiederherstellung von Waldlandschaften Teil der indischen Klimaschutzstrategie.

Null-Emissionsländer? Ja, die gibt es. Dazu gehören Länder wie Grönland, Malta und zahlreiche weitere Inseln oder Inselgruppen. Auf ihr Klimakonto geht laut der Emissions Database for Global Atmospheric Research, kurz EDGAR, aktuell ein Anteil von null Prozent des weltweiten CO₂-Ausstoßes. Dass liegt daran, dass diese Länder von wenig Industrie, einer vergleichsweise geringen Bevölkerungsdichte, guten Bedingungen Kohlenstoff zu absorbieren wie etwa einer starken Bewaldung, und passenden Voraussetzungen für eine intensive Nutzung erneuerbarer Energien profitieren.

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Unsicherer Kurs in den USA

Die Vereinigten Staaten verfolgten in den vergangenen Jahren unter der Biden-Regierung einen ambitionierten Klimakurs, der unter anderem vorsah, die Kohlenstoffemissionen bis 2035 um bis zu 66 Prozent gegenüber dem Vergleichsjahr 2005 zu senken. Bis 2050 sollten die USA klimaneutral wirtschaften. Unter Präsident Trump erfährt die US-Klimapolitik nun aller Voraussicht nach wie bereits während seiner ersten Regentschaft eine Kehrtwende. So unterzeichnete der Präsident unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Januar 2025 ein Dekret zum Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen. Auch die Auszahlung von Finanzmitteln aus dem „Inflation Reduction Act“, einem Klimaschutzgesetz der Biden-Regierung aus dem Jahr 2022, wurden bis auf Weiteres gestoppt. Die Energiegewinnung aus fossilen Quellen soll in den kommenden Jahren hingegen wieder anziehen. Weitere Klimaschutz- und Finanzierungsprojekte stellt der republikanische Präsident ebenfalls ein.

Deutschland: Klimaziele konsequent weiterverfolgen

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Auch in Deutschland bringt der Regierungs­wechsel Veränderungen mit sich. Die neue Bundesregierung bekennt sich im Koalitionsvertrag zunächst sowohl zu den deutschen als auch zu den europäischen Klimazielen. Sie will diese in der kommenden Legislaturperiode konsequent weiterverfolgen und den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben. Bis zum Sommer 2025 sollen jedoch im ersten Schritt „der Strombedarf sowie der Stand der Versorgungssicherheit, des Netzausbaus, des Ausbaus der Erneuerbaren Energien, der Digitalisierung und des Wasserstoffhochlaufs als eine Grundlage der weiteren Arbeit überprüft werden“. Die weitere Richtung der Klimawende hängt dann unter anderem wesentlich von den künftigen Maßnahmen und Rahmenbedingen – etwa im Hinblick auf die deutsche Wasserstoffstrategie oder die Rolle von CCS (Carbon Capture Storage) bei der Dekarbonisierung – ab.

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