E-Autos mit 800-Volt-Technologie: Der neue Standard beim Schnellladen

Mit 800 Volt unter der Haube laden Elektroautos heute so schnell wie nie zuvor. In weniger als 20 Minuten fließt genug Strom für mehrere Hundert Kilometer Reichweite – ein echter Meilenstein für mehr Alltagstauglichkeit. Wir geben einen Überblick, wie die 800-Volt-Technologie funktioniert, welche praktischen Vorteile sich ergeben – und welche E-Autos die Technik bereits nutzen.

Die Technik sorgt nicht nur für Tempo an der Ladesäule, sondern auch für mehr Power im gesamten Fahrzeug. Immer mehr Hersteller setzen daher auf E-Autos mit 800-Volt-System, um Ladezeiten weiter zu verkürzen und die Effizienz zu steigern. Einige gehen noch weiter: Von BYD und Lucid gibt es bereits erste Modelle, die erfolgreich an der 1.000-Volt-Marke kratzen.



Warum 800 Volt das Schnellladen revolutionieren

Beim Laden eines Elektroautos zählt nicht nur, wie groß der Akku ist, sondern vor allem, wie schnell er Energie aufnehmen kann. Bislang setzten E-Autos dabei in der Regel auf eine 400-Volt-Technologie. Die neue 800-Volt-Technologie ist im Prinzip eine Art „Turbo“ für Strom: doppelte Spannung bedeutet, dass bei gleicher Stromstärke deutlich mehr Leistung fließt – ähnlich wie bei einem Wasserrohr, durch das plötzlich doppelt so viel Wasser strömt, weil der Druck zweimal so hoch ist.

Der neue iX3 von BMW

Mit dem iX3, dem ersten Vertreter der „Neuen Klasse“, startet BMW in die 800-Volt-Ära.

Konkret heißt das: Während ein klassisches 400-Volt-System bei 500 Ampere rund 200 Kilowatt Ladeleistung erreicht, schafft ein 800-Volt-System unter denselben Bedingungen 400 Kilowatt. Das ist die doppelte Energie in der gleichen Zeit. Viele Modelle schaffen es damit schon heute, in 18 bis 20 Minuten von 10 auf 80 Prozent zu laden.

Die Vorteile gehen aber über die reine Ladezeit hinaus. Durch die höhere Spannung fließt für die gleiche Leistung weniger Strom, was wiederum die relativen Wärmeverluste im Verhältnis zur Leistung verringert. Kabel und Steckverbindungen können dünner ausfallen. Das spart Platz und Gewicht. Gleichzeitig wird weniger Energie in Wärme umgewandelt – die Technik arbeitet also effizienter und langlebiger.

Höhere Spannungen stellen aber auch höhere Anforderungen an die Fahrzeuge. Um die Effizienz der Hochleistungsladung zu steigern, spielen moderne Siliziumkarbid-(SiC)-Halbleiter eine zentrale Rolle. Sie ersetzen in der Ladeinfrastruktur und in der Fahrzeugtechnik die klassischen Silizium-Bauteile, zum Beispiel in Wechselrichtern und Ladegeräten. Ihr Vorteil: SiC-Halbleiter können mit deutlich geringeren Schaltverlusten arbeiten und wandeln elektrische Energie effizienter um. Das steigert den Wirkungsgrad und reduziert zugleich die Wärmeentwicklung.

bulk

Doppelte Spannung, halbe Verluste

800 Volt bedeuten in der E-Mobilität: weniger Stromstärke, weniger Wärme und weniger Energieverlust. Dadurch arbeiten die Systeme effizienter – im Schnitt rund 3 bis 8 Prozent sparsamer als herkömmliche 400-Volt-Technik. Das senkt generell den Energiebedarf und schont ebenfalls die Batterie.

 

Diese E-Autos nutzen bereits 800-Volt-Technik

Lange war 800-Volt-Technik nur der Oberklasse vorbehalten – etwa bei Porsche oder Lucid. Doch inzwischen hält sie auch in erschwinglichere Modelle Einzug. Hyundai oder Kia haben mit ihrer E-GMP-Plattform früh gezeigt, dass ultraschnelles Laden nicht nur Luxus ist. Und mit BMW, Mercedes und Audi setzen nun auch deutsche Marken immer stärker auf 800 Volt.

Aktuelle 800-Volt-Modelle

Welche E-Autos haben bereits die 800-Volt-Technik an Bord? Die folgende Übersicht zeigt die aktuellsten Modelle mit dieser Schnelllade-Technologie (Stand Oktober 2025):

Modell
Hersteller
Ladeleistung (kW)
Ladezeit 10–80 %
Reichweite (WLTP)
Preis ab (€)
Audi Q6 e-tron
Audi
225–270
21–23 Minuten
458–641 km
ab 63.500
BMW Neue Klasse X
BMW
bis 400
ca. 21 Minuten
679–806 km
ab 68.000
Hyundai Ioniq 5
Hyundai
240–260
18 Minuten
429–570 km
ab 43.000
Hyundai Ioniq 6
Hyundai
233–240
18 Minuten
429–614 km
ab 36.000
Kia EV6
Kia
240–258
16–18 Minuten
394–582 km
ab 45.000
Lotus Eletre
Lotus
307–350
20 Minuten
ca. 600 km
ab 95.000
Mercedes CLA (EQ)
Mercedes-Benz
320–325
22 Minuten
ca. 750 km
ab 55.800
Porsche Taycan
Porsche
270–320
18–23 Minuten
515–678 km
ab 90.000
Volvo EX90
Volvo
270–300
20–22 Minuten
bis 600 km
ab 80.000

Nach dem Überblick über die wichtigsten Modelle lohnt sich ein genauerer Blick auf einige Vertreter dieser neuen Hochvolt-Generation. Die folgenden Fahrzeuge geben einen Einblick in die Ansätze von drei Herstellern.

EnBW Mavi

Jetzt zurücklehnen und automatisch Stromkosten sparen!

BMW iX3

Mit der „Neuen Klasse“ startet BMW in die 800-Volt-Ära. Der neue iX3 kombiniert maximale Effizienz mit beeindruckender Ladegeschwindigkeit: In rund 21 Minuten lädt er den Akku von 10 auf 80 Prozent. Möglich macht das die Gen6-Antriebseinheit, die 30 Prozent mehr Reichweite und 20 Prozent höhere Energiedichte bietet als die Vorgängergeneration. Das Ergebnis: spürbar weniger Ladezeit, mehr Fahrkomfort – und ein Hochvolt-System, das bereits für künftige 1000-Volt-Standards gerüstet ist.

Porsche Taycan

Der Porsche Taycan war 2019 das erste Serienauto mit 800-Volt-Technologie – und bleibt auch im Jahr 2025 Maßstab für Effizienz und Performance. Das aktuelle Facelift bringt neue SiC-Wechselrichter und eine verbesserte Batteriekühlung. Unter optimalen Bedingungen lädt der Taycan in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent, in fünf Minuten fließt Strom für rund 225 Kilometer. Das sportliche Ladeniveau bleibt dank stabiler Ladekurve konstant hoch – perfekt für Vielfahrer*innen mit Langstreckenfokus.

Ein grüner Porsche Taycan fährt an der Küste entlang.

Der Porsche Taycan war eines der ersten E-Autos, das die 800-Volt-Technologie nutzte – auch die 2025er Auflage setzt neue Maßstäbe (Bildquelle: © Porsche).

Weitere Faktoren für eine hohe Ladegeschwindigkeit

Hohe Spannung ist jedoch nur die halbe Miete: Damit ein E-Auto wirklich in Rekordzeit lädt, müssen mehrere Faktoren perfekt zusammenspielen. Entscheidend ist auch, wie viel Leistung die Ladesäule liefert, wie gut die Batterie vorbereitet ist und wie das Batteriemanagement-System (BMS) die Energieaufnahme steuert.

  • Ladeleistung der Säule: Erst High Power Charger (HPC) mit 150 kW und mehr ermöglichen das volle Potenzial der 800-Volt-Technologie. Im EnBW HyperNetz stehen dafür inzwischen über 7.000 Schnellladepunkte in Deutschland zur Verfügung – an denen Sie immer 100 % Ökostrom laden. Moderne Ladeparks bieten mittlerweile sogar bis zu 400 kW pro Ladepunkt.
  • Batterietemperatur: Moderne E-Autos nutzen eine automatische Vorkonditionierung des Akkus. Wird eine Schnellladesäule als Ziel im Navigationssystem eingegeben, bringt das Fahrzeug den Akku auf die optimale Temperatur – meist zwischen 20 und 35 °C. Nur so kann die Batterie über längere Zeit hohe Ladeleistungen aufnehmen.
  • Intelligentes Batteriemanagement: Das BMS regelt Ladeleistung, Zellspannung und Kühlung in Echtzeit. Dadurch bleibt die Ladegeschwindigkeit auch bei höheren Ladezuständen stabil. 800-Volt-Fahrzeuge halten ihr Leistungshoch typischerweise länger, was die durchschnittliche Ladezeit entscheidend verkürzt.
  • Ladekurve: Wichtiger als die theoretische Spitzenleistung ist die Praxisleistung über den gesamten Ladevorgang. Modelle wie der Porsche Taycan oder der Audi Q6 e-tron schaffen über weite Teile der Ladekurve konstant mehr als 250 kW.

Unsere EnBW mobility+ Ladetarife

Profitieren Sie von attraktiven Tarifen im größten Schnellladenetz Deutschlands und an mehr als 800.000 Ladepunkten in Europa.

Noch schneller laden: Die Zukunft heißt 1.000 Volt

Die 800-Volt-Technologie ist heute das Maß der Dinge – doch die Entwicklung steht nicht still. Der chinesische Hersteller BYD hat im März 2025 eine neue Hochvolt-Plattform angekündigt, die 1.000 Volt Bordspannung und sogenanntes 5C-Laden ermöglicht, wodurch ein Akku theoretisch in einer Fünftelstunde vollgeladen ist – also in 12 Minuten. Unter Idealbedingungen bedeutet das: fünf Minuten Ladezeit für 300 Kilometer Reichweite. Modelle wie der BYD Han L und der Tang L sind die ersten Fahrzeuge, die auf dieser Technologie basieren – der Marktstart in Europa ist für 2026 vorgesehen.

Nicht nur die Fahrzeuge, auch die Ladeinfrastruktur entwickelt sich rasant weiter. EnBW bereitet das HyperNetz gezielt auf die nächste Generation von Hochvolt-Fahrzeugen vor. Alle Ladesäulen können bereits 150 bis 1.000 Volt bereitstellen. Schon heute dauert ein durchschnittlicher Ladevorgang an EnBW-Schnellladesäulen nur noch rund 27 Minuten, die Tendenz: weiter sinkend.

Auch bei den Zellen selbst tut sich derzeit viel. Feststoffbatterien gelten in der Forschung als Schlüsseltechnologie für noch höhere Spannungen. Anders als herkömmliche Lithium-Ionen-Akkus nutzen sie keinen flüssigen Elektrolyten, sondern feste Materialien. Das erhöht die Energiedichte, verbessert die Sicherheit und ermöglicht potenziell Bordnetzspannungen von 1.000 Volt und mehr. Hersteller wie BMW, Toyota und QuantumScape planen erste Pilotanwendungen noch vor 2030.

Tipp: Wer besonders lange Freude an seiner Batterie haben möchte, sollte bewusst laden: Schnellladen ist kein Problem, solange es nicht dauerhaft im oberen Leistungsbereich erfolgt. Ideal ist eine Kombination aus regelmäßigem Laden mit 11 oder 22 kW an der Wallbox zuhause (bzw. am Arbeitsplatz) und gezieltem Schnellladen, zum Beispiel auf der Fahrt in den Urlaub.

Ein Lucid Air am Fahren

Das 900-Volt-System des Lucid Air zeigt schon heute, in welche Richtung sich die Ladetechnik weiterentwickeln wird (Bildquelle: © Lucid).

Fazit: Der 800-Volt-Standard setzt sich bei E-Autos durch

Die 800-Volt-Technologie markiert den nächsten großen Schritt in der Elektromobilität. Sie macht das Schnellladen noch alltagstauglicher, noch effizienter und noch komfortabler. Wo früher eine halbe Stunde Ladezeit nötig war, reichen heute unter 20 Minuten, um den Akku wieder auf 80 Prozent zu bringen. Das macht E-Autos endgültig langstreckentauglich – und das ohne Kompromisse bei Sicherheit oder Akkulebensdauer.

Auch die Hersteller haben den Trend längst erkannt. Neben Pionieren wie Hyundai, Kia und Porsche steigen nun auch BMW, Mercedes und Volvo auf 800-Volt-Systeme in ihren E-Auto-Modellen um. In absehbarer Zeit wird die Technologie nicht nur in der Ober-, sondern auch in der Mittelklasse zum Standard gehören. Einige Hersteller – etwa BYD oder Lucid – bereiten bereits die nächste Stufe vor: 1.000 Volt und Ladezeiten von unter zehn Minuten.

Aktuelle Infos, Tipps & Tricks

Bleiben Sie beim Thema E-Mobilität top informiert. Mit den EnBW Hypernews.