Lohnt sich eine Wärmepumpe im E-Auto?

Klimaanlagen, Lüftung, aber auch die Heizung belasten den Akku von E-Autos deutlich stärker als viele denken. Wer bei Hitze längere Strecken fährt oder im Stau steht, merkt schnell, wie stark sich der Einsatz dieser Funktionen auf die Reichweite auswirkt. Abhilfe kann eine Wärmepumpe im E-Auto schaffen, die sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen verwendet werden kann. In diesem Artikel klären wir, inwieweit sie dabei helfen kann, den Stromverbrauch zu senken.

Die Wärmepumpe gilt bislang vor allem als effiziente Lösung zum Heizen im Winter. Doch auch beim Kühlen kann sie ihre Stärken ausspielen. Sie nutzt vorhandene Energie aus der Umgebung, um den Innenraum auf angenehme Temperaturen zu bringen – bei deutlich geringerem Stromverbrauch als herkömmliche Heiz- und Kühlsysteme . Doch die Technik hat auch ihre Grenzen – und ist nicht bei allen Modellen serienmäßig verbaut.



Wie funktioniert eine Wärmepumpe im E-Auto?

Die Wärmepumpe im E-Auto funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip wie ihr Gegenstück im Haus. Sie entzieht ihrer Umgebung – etwa der Außenluft oder der Abwärme von Antrieb und Batterie – Energie und nutzt diese, um den Innenraum zu kühlen oder zu heizen. Das Besondere daran: Für diesen Prozess benötigt die Wärmepumpe deutlich weniger Strom als eine herkömmliche Klimaanlage oder elektrische Heizung , bei der Wärme direkt über Heizdrähte erzeugt wird.

Aussicht aus Frontscheibe

Mit einer E-Auto-Wärmepumpe kann die Temperatur im Fahrzeuginneren auch über einen längeren Zeitraum konstant gehalten werden.

Technisch gesehen arbeitet eine Wärmepumpe mit einem geschlossenen Kreislauf, in dem ein Kältemittel zirkuliert. Dieses nimmt bei niedrigem Druck Wärme aus der Umgebung auf und wird anschließend durch einen Kompressor verdichtet. Dadurch steigt die Temperatur stark an. Über einen Wärmetauscher wird die so gewonnene Wärme dann an den Innenraum des Fahrzeugs abgegeben. Für den Kühlbetrieb funktioniert der Prozess umgekehrt: Das System entzieht dem Innenraum Wärme und gibt sie nach außen ab.

Wie lange kann ein E-Auto mit Wärmepumpe heizen oder kühlen?

Zwar benötigt auch dieser Vorgang Strom – vor allem für den Kompressor –, doch das Verhältnis von eingesetzter Energie zu erzeugter Kälte bzw. Wärme ist deutlich günstiger. Im Idealfall kann eine Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom rund drei Kilowattstunden Kälte bzw. Wärme erzeugen. Das entlastet die Fahrzeugbatterie, verlängert die Reichweite und sorgt für ein angenehmes Innenraumklima – sowohl bei niedrigeren als auch bei höheren Außentemperaturen.

Daran schließt sich nun die Frage an, wie lange ein E-Auto den Innenraum tatsächlich klimatisieren kann – gerade im Winter bei Stau oder im Sommer bei längeren (Stau-)Pausen beschäftigt das viele Fahrer*innen. Eine pauschale Antwort gibt es nicht, denn die tatsächliche Dauer hängt von mehreren Faktoren ab: Akkustand, gewünschte Temperatur, Außentemperatur, Fahrzeugisolierung und natürlich der Effizienz des Heiz- oder Kühlsystems.

Klimaanlage im Auto wird durch eine Hand bedient.

Eine Klimaanlage ist zwar sehr komfortabel, gehört aber auch zu den hungrigsten Stromverbrauchern in einem E-Auto.

Was Komfortfunktionen wirklich verbrauchen

Oft wird unterschätzt, wie viel Energie einzelne Komfortfunktionen im E-Auto benötigen – etwa die Klimaanlage im Sommer oder die Heizung im Winter. Es gilt dabei die Faustformel: Auf 100 gefahrenen Kilometern bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 100 km/h fällt pro 100 Watt Leistung der jeweiligen Funktion wie Heizung, Radio und Co. ein ungefährer Zusatzstromverbrauch in Höhe von 0,1 kWh an (die Klimaanlage „schluckt“ allerdings etwas mehr). Hier ein Überblick:

Funktion
Leistung
Verbrauch auf 100 km
Klimaanlage (ca. 25 °C Außentemperatur)
ca. 700 W
0,5–1,0 kWh
Klimaanlage (über 30 °C Außentemperatur)
ca. 1.300 W
1,0–2,0 kWh
Sitzheizung
ca. 100 W
ca. 0,1 kWh
Außenspiegelheizung
ca. 40 W
ca. 0,04 kWh
Front-/Heckscheibenheizung
ca. 800 W
ca. 0,8 kWh
Nebelscheinwerfer
ca. 110 W
ca. 0,11 kWh
Abblendlicht
ca. 125 W
ca. 0,125 kWh
Radio & Navi
ca. 30 W
ca. 0,03 kWh
USB-Anschluss genutzt
ca. 100 W
ca. 0,1 kWh
Zigarettenanzünder genutzt
ca. 180 W
ca. 0,18 kWh

Wärmepumpe im E-Auto: Vorteile und Nachteile im Überblick

Ob sich eine Wärmepumpe lohnt, hängt stark vom eigenen Fahrverhalten, den klimatischen Bedingungen und der Fahrzeugnutzung ab. Klar ist: Die Technik kann im Alltag einen echten Unterschied in puncto Stromverbrauch bewirken.

Vorteile
Nachteile
Geringerer Stromverbrauch
Im Vergleich zur klassischen elektrischen Heizung verbraucht eine Wärmepumpe deutlich weniger Energie. Das macht sich vor allem bei häufigem Heizen oder Kühlen bemerkbar – etwa im Winter oder an sehr heißen Tagen.
Zusätzliche Kosten bei der Anschaffung
Bei vielen Herstellern ist die Wärmepumpe nicht serienmäßig, sondern Teil eines Ausstattungspakets oder kostenpflichtige Option. Die Aufpreise liegen meist zwischen 900 und 1.500 Euro.
Mehr Reichweite
Durch den effizienteren Energieeinsatz kann die Reichweite des Fahrzeugs um bis zu 10–20 % höher liegen. Gerade auf längeren Fahrten oder bei häufigen Kurzstreckenfahrten ist das ein spürbarer Vorteil.
Begrenzte Effizienz bei starker Kälte
Je kälter es draußen ist, desto weniger effizient kann eine Wärmepumpe arbeiten. Bei Minusgraden stößt die Technik an physikalische Grenzen und bringt nur noch wenig Vorteil gegenüber der Standardheizung.
Beitrag zum Werterhalt
Eine Wärmepumpe gilt als sinnvolle Zusatzausstattung und kann den Wiederverkaufswert eines Elektroautos positiv beeinflussen. Viele Käufer*innen achten bei gebrauchten E-Fahrzeugen gezielt auf deren Vorhandensein.
Verwendung spezieller Kältemittel
In manchen Modellen kommen Kältemittel zum Einsatz, die zwar effizient, aber auch klimaschädlich sein können. Das ist aus ökologischer Sicht nicht unbedeutend.
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E-Auto-Wärmepumpen vor allem bei kurzen Strecken vorteilhaft

Eine E-Auto-Wärmepumpe erweist sich insbesondere dann als praktisch, wenn Sie mit Ihrem Stromer vorwiegend Kurzstrecken fahren – etwa im Stadtverkehr. In diesen Situationen sind Sie darauf angewiesen, dass das Innere Ihres Fahrzeuges intensiv und schnell hochgeheizt beziehungsweise heruntergekühlt werden kann. Der ständige Einsatz eines herkömmlichen Heizelements würde die Reichweite Ihres E-Autos deutlich schmälern.

In diesen E-Autos steckt bereits eine Wärmepumpe

Ob eine Wärmepumpe im E-Auto verbaut ist, hängt stark vom Hersteller ab – und mittlerweile sogar vom Modelljahr. Während manche Hersteller die Technik inzwischen serienmäßig integrieren, ist sie bei anderen nur als Sonderausstattung erhältlich – häufig im Paket mit weiteren Komfortfunktionen.

Die folgende Übersicht zeigt aktuelle und kommende Modelle, die ab Werk mit einer Wärmepumpe ausgestattet sind oder diese als Option bieten. Dabei fällt auf: Vor allem die Stellantis-Gruppe (Peugeot, Citroën, Opel, Jeep, …), Tesla und chinesische Hersteller setzen inzwischen konsequent auf serienmäßige Lösungen. Bei einigen deutschen Marken wie Volkswagen oder Porsche ist die Wärmepumpe in vielen Fällen nur gegen Aufpreis erhältlich. Allerdings ist bei den neuesten Modellen von BMW und Mercedes-Benz die Technik mittlerweile ebenfalls standardmäßig vorhanden.

Modell
Serienmäßig mit Wärmepumpe
Optional erhältlich
Škoda Enyaq
Ja, ab Modelljahr 2025
Nein
Tesla Model Y
Ja
Nein
Lucid Air
Ja, in der Pure-Version ab Modelljahr 2025
Nein
Audi e-tron (Sportback)
Ja
Nein
BMW i4, i5, iX, iX1
Ja
Nein
Mercedes EQA, EQC, EQE
Ja
Nein
MINI Cooper SE
Ja
Nein
Peugeot e-208, e-2008
Ja
Nein
BYD Dolphin
Ja
Nein
Jeep Avenger
Ja
Nein
Fiat 600e
Ja
Nein
Citroën e-C4
Ja
Nein
Opel Corsa Electric
Ja
Nein
Ford Mustang Mach-E
Ja, ab Modelljahr 2025
Nein
Smart #5 Brabus
Ja
Nein
Hyundai IONIQ 6
Ja
Nein
Hyundai IONIQ 5
Nein
Ja, ab Modelljahr 2024
VW ID.3, ID.4, ID.5
Nein
Ja
Kia EV6
Nein
Ja
Porsche Taycan
Nein
Ja

Fünf beliebte E-Autos mit serienmäßiger Wärmepumpe im Überblick

Škoda Enyaq (Modelljahr 2025)

Mit dem neuen Modelljahr spendiert Škoda dem Enyaq serienmäßig eine Wärmepumpe – und macht das beliebte E-SUV damit noch alltagstauglicher. Je nach Variante stehen 59 oder 77 kWh nutzbare Batteriekapazität zur Verfügung, die Reichweite liegt bei bis zu 587 Kilometern (WLTP). Dank 175 kW Ladeleistung ist der Enyaq auch auf längeren Strecken schnell wieder einsatzbereit. Wer ein geräumiges, effizientes und jetzt noch besser ausgestattetes Familienauto sucht, dürfte hier fündig werden.

Tesla Model Y

Beim Model Y ist die Wärmepumpe längst Standard – und gerade bei kaltem Wetter ein echter Reichweiten-Booster. Teslas cleveres Wärmemanagement nutzt gleich mehrere Wärmequellen und verteilt sie bedarfsgerecht im Fahrzeug. Auch im Sommer sorgt das System für ein stabiles Innenraumklima, ohne den Akku übermäßig zu belasten. Zusammen mit dem bekannten Schnellladezugang und der Softwareausstattung bleibt das Model Y eine smarte Wahl für Vielfahrer*innen und alle, die es unkompliziert mögen.

Mini Cooper SE

Von Haus aus verfügt der MINI Cooper SE über eine Wärmepumpe. Dank dieser wird der 49,2 kWh große Akku auch bei höheren bzw. niedrigeren Temperaturen nicht übermäßig zum Kühlen oder Heizen strapaziert. Die WLTP-Reichweite beträgt 400 Kilometer. Dank einer Ladeleistung von 95 kW an einer Schnellladesäule kann der MINI in etwa 30 Minuten von 10% auf 80% geladen werden.

Hyundai IONIQ 6

Mit seinem aerodynamischen Design und der großen Reichweite von bis zu 583 Kilometern (WLTP) ist der IONIQ 6 nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein echtes Effizienzwunder. Serienmäßig ausgestattet mit Wärmepumpe und zusätzlichem PTC-Heizer (Positive Temperature Coefficient, auf Deutsch: „positiver Temperaturkoeffizient“ – eine Form von Elektroheizung für den Innenraum), bietet er auch bei Extremtemperaturen angenehme Temperaturen im Innenraum – ohne die Batterie übermäßig zu fordern. Wer stromsparend und trotzdem komfortabel unterwegs sein möchte, trifft mit dem IONIQ 6 eine gute Wahl.

BMW i4 eDrive35

Der i4 verbindet sportliche Fahrweise mit alltagstauglicher Elektromobilität. In der eDrive35-Variante sind rund 444 Kilometer Reichweite (WLTP) möglich, die Batterie fasst 67 kWh netto. Die Wärmepumpe gehört zur Serienausstattung und sorgt dafür, dass auch bei kühlen oder heißen Außentemperaturen möglichst wenig Energie verloren geht. Der i4 eignet sich für alle, die Dynamik schätzen, aber beim Thema Effizienz keine Kompromisse machen wollen.

BMW i4 auf einer Bergstraße

Im Sommer und Winter ist die Batterie eines Elektroautos besonderen Anforderungen ausgesetzt (Bild: ©BMW).

Wärmepumpe im E-Auto nachrüsten – geht das überhaupt?

Wer bereits ein Elektroauto besitzt und nachträglich auf eine Wärmepumpe setzen möchte, steht vor einer schwierigen Entscheidung. Grundsätzlich ist eine Nachrüstung in einzelnen Fällen möglich – allerdings mit Einschränkungen.

Wärmepumpen sind technisch komplex in das Thermomanagement des Fahrzeugs integriert und benötigen neben der reinen Hardware auch angepasste Software, Sensorik und häufig eine geänderte Klimasteuerung. Der nachträgliche Einbau ist deshalb deutlich aufwendiger als bei klassischen Komfortfunktionen wie Sitzheizung oder Anhängerkupplung.

Zudem ist die Nachrüstung nicht bei allen Fahrzeugen technisch vorgesehen – selbst bei Modellen, bei denen die Wärmepumpe als Option im Neuwagen-Konfigurator verfügbar ist. Die Kosten für Einbau, Bauteile und Softwarefreischaltung übersteigen häufig den Aufpreis, den die Wärmepumpe bei der Erstkonfiguration gekostet hätte.

Wer über eine Nachrüstung nachdenkt, sollte sich daher unbedingt bei einer autorisierten Fachwerkstatt erkundigen – und realistisch kalkulieren, ob sich der Aufwand im Verhältnis zur erwarteten Energieeinsparung lohnt.

Die bessere Lösung: Schon beim Kauf eines neuen E-Autos darauf achten, ob die Wärmepumpe serienmäßig an Bord ist oder gegen Aufpreis hinzugebucht werden kann. Denn auch wenn sich die Investition nicht immer sofort bemerkbar macht, zahlt sie sich spätestens im nächsten Winter – oder im Sommer mit laufender Klimaanlage – spürbar aus.

Fazit: E-Auto mit Wärmepumpe – ja oder nein?

Die Wärmepumpe ist kein Muss – aber für viele E-Auto-Fahrer*innen ein klarer Pluspunkt. Wer sein Fahrzeug regelmäßig bei niedrigen oder sehr hohen Außentemperaturen nutzt, profitiert von einer deutlich effizienteren Klimatisierung. Der geringere Stromverbrauch sorgt nicht nur für mehr Reichweite, sondern auch für entspannteres Reisen, weniger Ladepausen und mehr Komfort – im Winter wie im Sommer.

Zwar ist die Wärmepumpe bei vielen Modellen (noch) aufpreispflichtig, doch gerade bei Fahrzeugen, die häufig im Alltag oder auf Langstrecken genutzt werden, kann sich die Investition lohnen. Noch besser: Immer mehr Hersteller setzen inzwischen auf serienmäßige Ausstattung – teils sogar schon in kompakten und günstigen Modellen.

Kurz gesagt: Wer sein E-Auto intensiver nutzt und beim Thema Reichweite auf Nummer sicher gehen möchte, trifft mit der Wärmepumpe eine gute Wahl. Und wer ein neues Modell plant, sollte dieses Ausstattungsmerkmal am besten direkt im Konfigurator mitdenken – bevor es später teurer wird oder gar nicht mehr nachgerüstet werden kann.

Sie möchten wissen, wie Sie im Winter ein Maximum an Reichweite aus Ihrem E-Auto herauskitzeln? Wir haben für Sie sieben clevere Tipps zusammengestellt. Und auch unser Experte Robin gibt in seinem Video Tipps, wie man sich bei kälteren Temperaturen verhalten sollte, insbesondere wenn man im Stau steht:

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Titelbild: ©Skoda