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Was genau ist eigentlich Wasserstoff?

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Wasserstoff ist ein sehr leichtes und brennbares Gas. Abgekürzt wird Wasserstoff mit dem chemischen Symbol H: Das steht für Hydrogenium. Dieser griechisch-lateinische Ausdruck bedeutet so viel wie „Wassererzeuger“. Wasserstoff ist vor Helium das häufigste Element im Universum. Auf der Erde kommt das farb- und geruchslose Gas Wasserstoff hauptsächlich gebunden mit Sauerstoff in Wasser (H₂O) oder als Wasserstoffgas (H₂) vor. In molekularer Form steckt er außerdem in fossilen Rohstoffen wie Erdgas und Erdöl sowie in über der Hälfte aller bekannten Mineralien. Wasserstoff verfügt über einige chemische Besonderheiten, die es als Element auszeichnen. So hat es etwa die geringste Atommasse und verfügt lediglich über ein Elektron. Da Wasserstoff etwa 14-mal leichter als Luft ist, diente er früher dazu, Ballone oder Zeppeline zu füllen und zum Fliegen zu bringen. Wegen der Explosionsgefahr findet dafür inzwischen aber hauptsächlich das Edelgas Helium Verwendung, das im Gegensatz zu Wasserstoff nicht brennbar ist.

Wie viel Energie kann man aus 1 kg Wasserstoff gewinnen?

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Wasserstoff ist bei Normaltemperatur zwar relativ reaktionsträge, bei hohen Temperaturen jedoch sehr reaktionsfreudig. Reiner Wasserstoff verbrennt an der Luft (Reaktion mit Luftsauerstoff) mit schwach blauer Flamme zu Wasser, daher auch die Bezeichnung als „Wassererzeuger“. Mit Sauerstoff bildet Wasserstoff explosive Gemische (Knallgas), ebenso mit Chlor (Chlorknallgas). Ein Kilogramm (komprimierter) Wasserstoff hat einen Energiegehalt von 33 Kilowattstunden (kWh). Zum Vergleich: Ein Liter Diesel hat einen Energiegehalt 10 kWh.

Die Sonne etwa besteht hauptsächlich aus Wasserstoff. Im Inneren der Sonne sind Druck und Temperatur so hoch, dass Wasserstoffatome miteinander zu Heliumatomen verschmelzen. Dabei wird eine gigantische Menge Energie frei. Im Prinzip ist die Sonne ein gigantischer Kernfusionsreaktor, der seinen Wasserstoffvorrat nach und nach verbrennt – rund 13 Milliarden Jahre dürfte sie laut Wissenschaftlern deshalb noch scheinen.

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Wasserstoff-Mythen einfach erklärt

Video über Wasserstoff-Mythen

Gefeiert als Energieträger der Zukunft, tauchen hin und wieder Mythen über Wasserstoff auf. Ist das Gas wirklich klimafreundlich? Der Einsatz als Energiequelle nicht viel zu gefährlich? Und gibt es überhaupt eine Infrastruktur für den Transport und die Speicherung? Im Video erklären wir, was es mit diesen Mythen auf sich hat.

Wie stellt man Wasserstoff her?

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Wasserstoff lässt sich auf unterschiedliche Arten herstellen, indem man Wasser (H₂O) in Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H₂) aufspaltet. Um das Molekül H₂ abzuspalten, benötigt es allerdings viel Energie. Die gängigste Methode zur Wasserstoffherstellung ist in Deutschland derzeit noch die Dampfreformierung von Erdgas – bei diesem Verfahren entsteht allerdings auch CO₂, das in die Atmosphäre entweicht. Dient zur Produktion von Wasserstoff elektrischer Strom, mit dem Wasser in seine Bestandteile gespalten wird, spricht man von Elektrolyse. Stammt der dafür benötigte Strom aus erneuerbaren Energien, handelt es sich bei dem erzeugten Wasserstoff um grünen Wasserstoff. Bei seiner Erzeugung entsteht kein CO₂. Es gibt – je nach Herstellungsmethode – beispielsweise auch türkisen, grauen oder blauen Wasserstoff. Die verschiedenen Wasserstoff-Farben stehen für unterschiedliche Produktionsverfahren, die zwar teilweise klimaneutral, aber eben nicht durchgängig CO₂-frei sind.

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Die PtX-Technologie

Das Verfahren zur grünen Wasserstoffproduktion nennt sich Power-to-Gas und ist eine der Power-to-X-Technologien (PtX-Technologien), bei denen Strom genutzt wird, um zum Beispiel Gase (Power-to-Gas), Wärme (Power-to-Heat) oder flüssige Energieträger (Power-to-Liquid) herzustellen. PtX-Technologien gelten als aussichtsreichste Lösung, verschiedene Energieträger aus Ökostrom zu erzeugen, so den Ausstoß von Treibhausgasen in wichtigen Sektoren zu verringern und die Klimaziele zu erreichen.

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Das Elektrolyseverfahren

Bei der Herstellung von Wasserstoff mittels Elektrolyse sind vier Technologien zu unterscheiden: die alkalische Elektrolyse (AEL), die Proton-Exchange-Membran Elektrolyse (PEM), die Anionenaustauschmembran-Elektrolyse (AEM) und die Hochtemperaturelektrolyse (HTEL). Von diesen Technologien bieten laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die PEM-Elektrolyse und insbesondere die AEM-Elektrolysetechnologie die Potenziale, die Wasserstoffproduktion aus regenerativem Strom in industriellem Maßstab zu betreiben. Die HTEL befindet sich noch in der Pilotphase, das BMWi rechnet hier aber für die Zukunft mit einer zunehmenden Bedeutung.

Weitere Verfahren zur Herstellung von dekarbonisiertem Wasserstoff befinden sich derzeit noch in der Entwicklungsphase, zeigen aber bereits erste Erfolge. Insbesondere die Pyrolyse von Erdgas, die Aufspaltung von Methan in Wasserstoff und festen Kohlenstoff (Karbonpulver), bietet aus Sicht des BMWi großes Entwicklungspotenzial. Durch sie könnte Wasserstoff in großem Maßstab und zu Kosten für die Nutzer bereitstehen, die unterhalb des Elektrolyse-Wasserstoffs liegen.

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Das Reformierungsverfahren

Ausgangsbasis für die Herstellung von Wasserstoff sind beim sogenannten Reformierungsverfahren fossile Brennstoffe wie Kohle, Biomasse oder Erdgas. In einem mehrstufigen Verfahren wird diesen Brennstoffen Wasserdampf zugegeben (Dampfreformierung) und dem Gemisch anschließend der Wasserstoff entzogen. Bei der Dampfreformierung entsteht ein Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid, weshalb man hier von grauem also nicht klimaneutral erzeugtem Wasserstoff spricht.

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Die Methanpyrolyse

Eine klimaneutrale Wasserstoffproduktion hingegen ist das Umwandeln von Methan aus biogenen Quellen, wie Biogas in Wasserstoff. Die Methanpyrolyse zersetzt Methan in Wasserstoff und festen Kohlenstoff. Neben den positiven Effekten für die Umwelt, werden für dieses Verfahren auch fast 90 Prozent weniger Energie benötigt, als bei der Wasserelektrolyse.

Bisher hat die Methanpyrolyse allerdings überwiegend im Labor Anwendung gefunden. Ob das Verfahren auch künftig im industriellen Maßstab werden kann, sollen Forschungsprojekte zeigen.

Was macht Wasserstoff so wichtig?

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Reiner Wasserstoff verbrennt in Kombination mit Sauerstoff zu Wasser.

Wasserstoff lässt sich als Energieträger mit der höchsten gewichtsbezogenen Energiedichte (kWh/kg) in Brennstoffzellen sowie speziellen Kraftwerken einsetzen. In Brennstoffzellen läuft der Elektrolyseprozess in umgekehrter Reihenfolge ab: Das heißt, dass aus dem grünen Wasserstoff Strom, Wärme und Wasser entstehen. Brennstoffzellen sind für stationäre und mobile Anwendungen verfügbar – etwa zur Strom- und Wärmeerzeugung in Gebäuden oder zum Antrieb von Fahrzeugen. Im Gebäudesektor dient bislang herkömmliches Erdgas zur Wasserstoffgewinnung. Künftig sollen Brennstoffzellen hier ausschließlich mit Wasserstoff betrieben werden. Bei Mobilitätslösungen treibt der Strom aus einer Brennstoffzelle innerhalb des Fahrzeugs den Motor an.

Wo wird Wasserstoff eingesetzt?

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Wasserstoff findet bereits in Raffinerien und in der chemischen, petrochemischen und stahlerzeugenden Industrie in großen Mengen Verwendung – größtenteils allerdings der klimaschädliche Wasserstoff, der hohe CO₂-Emissionen verursacht. Das soll sich in Zukunft ändern: Grüner Wasserstoff aus Ökostrom kann in der Industrie die hohen Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase erheblich senken. Darüber hinaus kann grüner Wasserstoff künftig in vielen Lebensbereichen eine elementare Rolle spielen und so zum Gelingen der Energiewende beitragen.

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Bedeutung von Wasserstoff für die Stahl- und Chemieindustrie

Laut Nationalem Wasserstoffrat – das ist ein von der Bundesregierung ins Leben gerufenes, unabhängiges Beratungsgremium – liegen die wichtigsten Einsatzbereiche von Wasserstoff in der Stahl- und Chemieindustrie. In der Stahlindustrie kann Wasserstoff Kohle als Reduktionsmittel ersetzen. In der Chemieindustrie braucht es Wasserstoff, um beispielsweise Erdöl als Rohstoff abzulösen. Außerdem kann Wasserstoff die Brennöfen in der Glas-, Zement- und Stahlindustrie klimaneutral beheizen.

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Wasserstoffantrieb: Wasserstoff im Verkehrssektor

In Deutschland liegt ein weiterer Schwerpunkt der Nationalen Wasserstoffstrategie neben der Dekarbonisierung der Industrie auf dem Verkehrssektor und dem Transportwesen. Insbesondere Lastkraftwagen, Busse und die Luftfahrt, die sich nicht so einfach elektrifizieren lassen wie der motorisierte Individualverkehr, sollen mit grünem Wasserstoff ihre Emissionen verringern.

Hier dient Wasserstoff als Ausgangsbasis für synthetische Kraftstoffe, um Klimafreundlichkeit im Flug-, Fern-, Schwerlast- und Schiffsverkehr zu erreichen

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Die Rolle von Wasserstoff als Energieträger

In der Wärmeversorgung dürfte Wasserstoff, der bereits heute in kleinen Mengen in das bestehende Gasnetz fließt, als Energieträger ebenfalls zunehmend Verwendung finden. Die Netze BW erprobt derzeit mit der „Wasserstoff-Insel Öhringen“ nahe Heilbronn die Potenziale der Einspeisung von Wasserstoff in das Erdgasnetz und ist bereits jetzt überzeugt davon, dass sich bis zu 30 Prozent Wasserstoff dem Erdgas beimischen lassen.

Wie umweltfreundlich ist Wasserstoff?

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Grüner Wasserstoff lässt sich durch die Elektrolyse von Wasser herstellen. Dafür ist Energie notwendig, die bei grünem Wasserstoff in der Regel aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Grüner Wasserstoff ist deshalb CO₂-frei, weil bei seiner Produktion kein CO₂ anfällt und bei seiner Verbrennung kein CO₂ entsteht. Grundsätzlich hat Wasserstoff vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Mit Wasserstoff (H2) kann Energie gespeichert, umgewandelt oder durch Verbrennung zu hohen Temperaturen klimaneutral freigesetzt werden.

Einzig bei grün erzeugtem Wasserstoff fällt kein CO₂ an. Weil es noch andere Erzeugungsarten gibt, dient die Aufteilung in grünen, blauen, türkisen oder grauen Wasserstoff dazu, die Herstellungsarten und letztlich das Maß an Klimaneutralität des jeweils erzeugten Wasserstoffs zu unterscheiden. Grauer Wasserstoff wird mittels Dampfreformierung meist aus fossilem Erdgas hergestellt. Dabei entstehen rund zehn Tonnen CO₂ pro Tonne Wasserstoff, die in die Atmosphäre gelangen.

Blauer Wasserstoff ist grauer Wasserstoff, bei dessen Entstehung das CO₂ jedoch teilweise abgeschieden und über das Verfahren „Carbron Capture and Storage“ (CCS) im Erdboden gespeichert wird. Höchstens 90 Prozent des anfallenden CO₂ sind bei der Erzeugung von blauem Wasserstoff speicherbar.

Türkiser Wasserstoff ist Wasserstoff, der durch die thermische Spaltung von Methan (Methanpyrolyse) entsteht. Anstelle von CO₂ fällt dabei fester Kohlenstoff an. Das Verfahren der Methanpyrolyse befindet sich derzeit noch in der Entwicklung.

Wie gelingt es, Wasserstoff nachhaltig herzustellen?

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Um grünen Wasserstoff als klimaneutralen Energieträger zu etablieren, ist eine zunehmende inländische Wasserstoffproduktion und Wasserstoffverwendung unverzichtbar. Um eine langfristig wirtschaftliche und nachhaltige Herstellung und Nutzung von Wasserstoff sicherzustellen, müssen vor allem die Erzeugungskapazitäten von Strom aus erneuerbaren Quellen weiter steigen. Ein konsequenter Ausbau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen ist unerlässlich, um ausreichend Ökostrom für die Erzeugung von grünem Wasserstoff zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig noch ausreichend erneuerbaren Strom für die bereits gängigen Nutzungen zusichern zu können.

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Wie kann grüner Wasserstoff einen Beitrag zur Energiewende leisten?

Um die Klimaziele zu erreichen, muss der Anteil der grünen Energie in den Sektoren steigen, die bislang von der Energiewende nur unzulänglich erfasst sind. Viele Anwendungsfelder in der Industrie, im Verkehr oder im Wärmesektor lassen sich jedoch kaum oder gar nicht elektrifizieren. Mit dem per Photovoltaik und Windkraft erzeugten Ökostrom gelingt die Energiewende in diesen Bereichen nicht auf direktem Weg – dafür aber über den Energieträger Wasserstoff, der sich klimaneutral aus erneuerbaren Energien herstellen lässt.

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Die Bedeutung von Wasserstoff für die Energiewende wächst auch angesichts der Tatsache, dass Deutschland seinen hohen Energiebedarf vermutlich noch lange Zeit nicht aus eigener, nachhaltiger Erzeugung decken kann. Energieimporte sind also auch in Zukunft notwendig. Grüner Wasserstoff ist hier eine vielversprechende Lösung dafür, anstelle von Erdgas und Erdöl zunehmend klimafreundliche Energie zu importieren. Denn grüner Wasserstoff speichert sozusagen die Energie von Sonne und Wind und lässt sich unter hohem Druck, verflüssigt, gebunden an eine Trägerflüssigkeit oder in Form von Wasserstoff-Folgeprodukten effizient transportieren.

Kann grüner Wasserstoff Erdgas und Erdöl ersetzen?

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Nicht nur der Klimawandel und die Energiewende erhöhen den Druck, den Einsatz fossiler Energieträger wie Erdgas und Erdöl zunehmend zu reduzieren. Auch in Zeiten hoher geopolitischer Risiken und steigender Importpreise für Erdgas und Erdöl nimmt das Interesse zu, möglichst klimafreundliche, selbsterzeugte und flexibel einsetzbare Alternativen zu nutzen.

Grüner Wasserstoff kann aus Sicht der Bundesregierung und vieler Branchenexperten diese Alternative sein und zum Aufbau eines nachhaltigen, globalen Energiesystems auf Grundlage der Erneuerbaren dienen. Ganz nach dem Motto „Shipping the sunshine“ lässt er sich in Regionen mit viel Wind, Sonne und Wasser produzieren und von dort aus exportieren, um den Energiebedarf der Welt zu decken. Wasserstoff kann dabei zudem als der dringend benötigte Baustein für die sogenannte Sektorenkopplung dienen. Die vorhandenen Gasnetz-Infrastrukturen ermöglichen bereits jetzt den Transport und die Speicherung großer Energiemengen. Mittels Power-to-Gas kann dieser Speicher auch für erneuerbare Energien erschlossen werden. Das erzeugte Gas kann sowohl zur Wärme- und Stromerzeugung als auch für den Mobilitätssektor und für industrielle Prozesse dienen. Grüner Wasserstoff hat damit das Potenzial, sich zum klimafreundlichen Ersatz für Erdgas und Erdöl zu entwickeln.

Warum fördert die Bundesregierung grünen Wasserstoff?

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Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie fördert der Bund Wasserstofftechnologien, um die Energiewende in bislang nicht vollständig oder gar nicht dekarbonisierten Lebens- und Wirtschaftsbereichen zu beschleunigen.

Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie fördert der Bund Wasserstofftechnologien, um die Energiewende in bislang nicht vollständig oder gar nicht dekarbonisierten Lebens- und Wirtschaftsbereichen zu beschleunigen.

Grüner Wasserstoff gilt als zentraler Baustein für das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele. Denn grüner Wasserstoff ist ohne fossile Rohstoffe produzierbar, also wirklich klimafreundlich. Mit klimaneutralem Wasserstoff ist es möglich, den Ausstoß von Treibhausgasen in vielen Bereichen zu verringern – etwa in der energieintensiven Stahlindustrie, die bis 2050 mit einer CO₂-Reduzierung um 80 bis 95 Prozent in ihrer Produktion einen entscheidenden Beitrag zum Klimaabkommen leisten möchte. Insbesondere für die Erzeugung von grünem Wasserstoff rechnet die Branche mit einem zusätzlichen Strombedarf von mindestens 130 Terawattstunden pro Jahr. Zur Einordnung: Das ist so viel Ökostrom, wie alle Windkraftanlagen in Deutschland im Jahr 2020 hervorgebracht haben.

Damit grüner Wasserstoff die Energiewende vorantreiben kann, sind neben dem Ausbau von Produktionsanlagen für erneuerbare Energien erhebliche Investitionen in die Erforschung und Entwicklung von Technologien zur effizienten Erzeugung von hoher Bedeutung. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung im Juni 2020 die Nationale Wasserstoffstrategie beschlossen. Sie soll grünen Wasserstoff marktfähig machen und seine industrielle Produktion, Transportfähigkeit und Nutzbarkeit ermöglichen.

Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) definiert die Bundesregierung den Handlungsrahmen für die künftige Erzeugung, den Transport, die Nutzung und Weiterverwendung von Wasserstoff. Sie möchte die regulativen Voraussetzungen für Markthochlauf von Wasserstofftechnologien schaffen, Forschungen und Entwicklungen fördern und forcieren und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen stärken. Ziel ist es, über den Aufbau von Produktions-, Speicher-, Weiterverarbeitungs- und Transportinfrastrukturen die zukünftige Versorgung mit grünem Wasserstoff und dessen Folgeprodukte zu sichern, um mit erneuerbaren Energien von der Energiewende bislang nur unzureichend erreichte Lebens- und Wirtschaftsbereiche zu dekarbonisieren.

Anspruch der Nationalen Wasserstoffstrategie ist es, Klima-, Energie-, Industrie- und Innovationspolitik optimal miteinander zu verzahnen, um in Deutschland eine Vorreiterrolle und Marktführerschaft in der globalen Nutzung von grünem Wasserstoff einzunehmen. Klimaschutztechnologien „made in Germany“ sollen die globale Energiewende entscheidend voranbringen.

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Die bislang größte Initiative des Bundesforschungsministeriums bilden mit einem Fördervolumen von 700 Millionen Euro die sogenannten Wasserstoff-Leitprojekte. In drei industriegeführten Leitprojekten entwickeln Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam Lösungen für den Weg in eine wettbewerbsfähige, deutsche Wasserstoffwirtschaft.

  1. Hochskalierung und Serienfertigung von Elektrolyseuren (H₂Giga)
  2. Offshore-Erzeugung von Wasserstoff ohne Netzanbindung (H₂Mare)
  3. Technologien für den Transport von Wasserstoff (TransHyDE)
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Die EnBW beteiligt sich am Forschungsprojekt H₂Mare, das in eigenen Offshore-Windparks des Unternehmens die Potenziale der Wasserstoffproduktion in Meereswindparks untersucht. Konkret ist die EnBW Partner im Teilprojekt PtX-Wind, das im sogenannten Offshore-Power-to-X-Verfahren die Umwandlung von Strom zu verschiedenen („X“) Energieträgern testet. Über die Elektrolyse von Wasser und die CO₂-Gewinnung aus der Luft oder aus dem Meer sollen in enger Forschungsarbeit mit anderen Partnern Power-to-X-Produkte wie Methanol oder Ammoniak entstehen.

Wie viel Wasserstoff benötigt Deutschland in Zukunft?

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Um die gesetzten Klimaziele zu erreichen, ist die intensive Nutzung von Wasserstofftechnologien in Deutschland aus aktueller Sicht alternativlos. Die Energiewende in allen Lebensbereichen ist nur erreichbar, wenn es gelingt, etablierte und sehr energieintensive Produktionsprozesse auf Wasserstoff umzustellen und langfristig auf eine Wasserstoffwirtschaft hinzuwirken..

Erst die Kopplung mit Wasserstofftechnologien ermöglicht es, Ökostrom aus Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energien in den bislang von der Stromwende nicht erfassten Bereichen zu nutzen. Grüner Wasserstoff eröffnet hier zudem das Potenzial, erneuerbare Energien flexibel zu speichern und bei Bedarf wieder umzuwandeln und ins Stromnetz einzuspeisen. Die hohen Schwankungen in der Stromerzeugung aus Sonne und Wind lassen sich so glätten und eine grundlastfähige Versorgung mit erneuerbaren Energien sicherstellen.

Eine Fraunhofer-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland 2050 bis zu 800 Terawattstunden (TWh) Wasserstoff jährlich benötigen könnte, wenn es die Potenziale ausschöpft und etwa auch der Schiffs- und Flugverkehr auf Wasserstoff und daraus erzeugten synthetischen Treibstoffen basiert. Der Aufbau einer Elektrolyse-Kapazität von 80 Gigawatt (GW) in Deutschland erscheint den Forscher*innen bis 2050 möglich – aber selbst diese hohen Produktionskapazitäten dürften aus Sicht des Fraunhofer-Instituts nur einen Teil der bis dahin stark ansteigenden Nachfrage decken können.

Die Bundesregierung schätzt den Bedarf an Wasserstoff sowie wasserstoffbasierten Energieträgern und Rohstoffen auf 200 bis 900 TWh pro Jahr ein. Der Grund für diese große Spannweite sind unterschiedliche Annahmen hinsichtlich des künftigen Elektrifizierungsgrads in Deutschland, von dem auch die Nachfrage nach stofflichen Energieträgern wie Wasserstoff, synthetischem Methan sowie synthetischen Flüssigkraftstoffen im Verkehrssektor abhängt. Zudem ist unklar, wie stark Deutschland im Jahr 2050 industrialisiert sein wird, was den Bedarf an wasserstoffbasierten Grundstoffen von Unternehmensseite stark beeinflussen wird. Unklar ist auch, wie sich die Elektrifizierungsquote im Gebäudesektor entwickelt. In einem Szenario, das eine fast ausschließliche Nutzung von Wasserstoff in der Industrie und eine hohe Verwendung in den Bereichen Wärme und Verkehr sowie zur Speicherung von Ökostrom unterstellt, geht die Bundesregierung ebenfalls von einem Wasserstoffbedarf in Höhe von jährlich rund 800 TWh ab 2050 aus.

Die Wasserstoff-Wertschöpfungskette – Von der Produktion über den Transport bis zu Nutzung

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Die Wasserstoff-Wertschöpfungskette im Energiepark Bad Lauchstädt

Wie das Ganze in der Umsetzung aussieht, zeigt der Energiepark Bad Lauchstädt in Sachsen-Anhalt. Es ist das einzige Projekt seiner Art: Hier entsteht ein Reallabor, das die komplette Wasserstoff-Wertschöpfungskette von klimaneutraler Stromerzeugung über Speicherung und Transport bis hin zur Vermarktung abbildet. Federführend beteiligt ist die EnBW-Tochter VNG.

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Ein weiteres Projekt der EnBW-Tochter Netze BW beschäftigt sich mit dem Transport von Wasserstoff. Denn obwohl Deutschland über ein mehr als 500.000 Kilometer langes Gasnetz verfügt, kann das nicht einfach für den Wasserstofftransport genutzt werden. Erdgas und Wasserstoff unterscheiden sich nämlich in ihrer chemischen Zusammensetzung, daher kann man Erdgas nicht ohne Weiteres eins zu eins durch Wasserstoff ersetzen. In der Stadt Öhringen wird ein Teil des bestehenden Gasnetzes wie eine Insel vom restlichen Netz abgetrennt und schrittweise mit bis zu 30 Prozent Wasserstoff versorgt. Das Besondere beim Projekt Wasserstoffinsel Öhringen ist, dass es im realen Netzt durchgeführt wird. Dabei sind die Haushalte ein wesentlicher Eckpfeiler des Projekts: Denn die Menschen unterscheiden sich in ihrem Verbrauchsverhalten und auch die verbaute Technik ist nirgendwo gleich.

Prognosen zur zukünftigen Nutzung von grünem Wasserstoff

0 %

Anteil am Energiebedarf
im Verkehrssektor 2050

0 Mrd. €

Geplante Investitionen in
grünen Wasserstoff bis 2030

0 GW

Elektrolyse-Kapazität
bis 2050

0 TWh

Nachfrage nach
grünem Wasserstoff 2050

0 Mrd. €

Jährliche Wertschöpfung durch
Wasserstofftechnologien (2050)

0

Preis pro kWh Wasserstoff
im Jahr 2050

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Mit zunehmender Nutzung von Wasserstofftechnologien rechnen die Institute dena und Fraunhofer sowie der Bund nicht nur mit steigenden Wertschöpfungspotenzialen, sondern auch mit stark sinkenden Kosten pro Kilowattstunde (kWh) Wasserstoff.

Wie viel Energie benötigt die Herstellung von Wasserstoff?

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Es ist davon auszugehen, dass die Effizienz von serienmäßig hergestellten Elektrolyseuren zur Herstellung von Wasserstoff bei etwa 70 Prozent liegen wird, wenn sie am Markt verfügbar sind. Der sogenannte Wirkungsgrad gibt an, welche Menge der eingesetzten elektrischen Energie sich in dem erzeugten Wasserstoff speichern lassen. Ab 2030 hofft die Branche wegen technologischer Fortschritte auf Werte von 75 Prozent und mehr.

Die Effizienz der Wasserstoffproduktion per Elektrolyse lässt sich außerdem steigern, wenn die dabei entstehende Abwärme ausgekoppelt und beispielsweise zur Wärmeversorgung von Gebäuden genutzt wird – wie es die EnBW-Tochter ZEAG mit dem Projekt H₂ORIZON bei Heilbronn, einer 1-MW-Elektrolyseanlage, bereits im industriellen Maßstab praktiziert.

Welche Vorteile hat Wasserstoff als Energiequelle?

Vorteile auf einen Blick

  • CO₂-frei und klimaneutral
  • vielseitig einsetzbar
  • hoher Energiegehalt
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Grüner Wasserstoff wird – etwa durch Elektrolyse – klimaneutral aus erneuerbarem Strom erzeugt. Die Energie von Sonne und Wind lässt sich auf diese Weise mit einem vielseitig einsetzbaren Energieträger speichern, transportieren und je nach Bedarf einsetzen, beispielsweise in Brennstoffzellen zur Erzeugung von Strom und Wärme oder in Industrieprozessen.

Grüner Wasserstoff ist CO₂-frei und damit klimaneutral, weil bei seiner Produktion kein CO₂ anfällt und bei seiner Verbrennung kein CO₂ entsteht. Er kann maßgeblich dazu beitragen, eine zunehmende Dekarbonisierung von wesentlichen Lebens- und Wirtschaftsbereichen zu erreichen. Ein Vorteil ist auch sein hoher Energiegehalt: Ein Kilogramm (komprimierter) Wasserstoff hat einen Energiegehalt von 33 Kilowattstunden (kWh), ein Liter Diesel etwa hat dagegen nur einen Energiegehalt von 10 kWh.

Welche Nachteile hat Wasserstoff als Energieträger?

Nachteile auf einen Blick

  • Energieverluste bei Umwandlung von Ökostrom
  • Abhängigkeit von Strompreisen
  • höhere Transportkosten
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Ein Nachteil sind die Energieverluste, die bei der Umwandlung von Ökostrom in grünen Wasserstoff über den Umweg der Elektrolyse entstehen. Aktuell liegt der technologisch erreichbare Wirkungsgrad voraussichtlich bei etwa 70 Prozent, etwa 30 Prozent der eingesetzten Energie gehen also verloren. Da Strom ein wichtiger Inputfaktor bei der Produktion von grünem Wasserstoff ist, beeinträchtigen die Strompreise in hohem Maße dessen Herstellungskosten.

Ein weiterer Kostenfaktor sind die Transportkosten. Wird Wasserstoff beispielsweise auf einem Schiff in flüssiger Form transportiert, muss er dafür stark runtergekühlt werden – und das verteuert die Gesamtkosten ebenfalls. Die Transportlogistik für Wasserstoff steht jedoch noch ganz am Anfang, in Zukunft ließe sich etwa die bestehende Pipeline-Infrastruktur für Gas für einen effizienten Transport nutzen.

Gegenüber rein strombasierten Technologien sind wasserstoffbasierte Lösungen bei ausschließlicher Betrachtung der Energie- und Transportkosten im Nachteil. Der Durchbruch der Wasserstoffwirtschaft ist daher auch davon abhängig, wie schnell sich die Produktionskosten von grünem Wasserstoff senken lassen. Dafür benötigt es einen effizienten Markt, förderliche politische Rahmenbedingungen und eine entsprechend ausgebaute Infrastruktur. Mit ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie verfolgt die Bundesregierung das Ziel, Forschungsvorhaben zu fördern, Investitionen zu unterstützen und möglichst viele Unternehmen zum Einstieg in die Wasserstoffproduktion zu bewegen.

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