Erfolgsgeschichte der Photovoltaik in Deutschland
Wussten Sie, dass die Sonne jeden Tag 15.000-mal so viel Energie zur Erde sendet, wie die Menschen weltweit verbrauchen? In seinem Bestseller „Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ schrieb der ehemalige ARD-Moderator Franz Alt bereits Anfang der 1990er ein flammendes Plädoyer für Solarenergie. Heute, fast 30 Jahre später, ist rund ein Fünftel der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien in Deutschland auf Photovoltaik-Anlagen zurückzuführen. Der PV-Anteil an der gesamten Bruttostromerzeugung hierzulande betrug 2020 mit 50,6 Mrd. Kilowattstunden (kWh) immerhin 9,3 Prozent.
Insgesamt waren in Deutschland Ende 2020 rund 53.000 Megawatt (MW) PV-Leistung installiert, verteilt auf rund zwei Millionen Anlagen. Die Gesamtleistung setzt sich zu etwa drei Vierteln aus Dachanlagen und einem Viertel aus Freiflächenanlagen zusammen. Die Klimaschutzwirkung der Photovoltaiknutzung ist immens: Fast 30 Millionen Tonnen CO₂, die sonst etwa über die energetische Nutzung fossiler Energieträger freigeworden wären, konnte Deutschland dank des klimafreundlichen PV-Stroms einsparen. Zum Vergleich: Jeder Bürger produziert im Durchschnitt 11,6 Tonnen CO₂ über seinen ökologischen Fußabdruck. Mit anderen Worten: Die Photovoltaik kompensiert derzeit in Deutschland die CO₂-Bilanz von knapp 2,6 Millionen Bürger*innen – eine absolute Erfolgsgeschichte.
Kurz und knapp: PV in Deutschland
In Deutschland entstehen viele Tausend neue Anlagen. Photovoltaik boomt. Doch das war nicht immer so. Mit der im Juni 2011 beschlossenen Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erhielt der deutschen Photovoltaikmarkt einen erheblichen Dämpfer: Die Bundesregierung senkte damals ab 2012 die Vergütungssätze für PV-Strom und begrenzte das Ziel für den weiteren Ausbau.
Solarindustrie: Gestärkt aus der Krise
Daraufhin kam es zu einem starken Markteinbruch in Deutschland. Die Neuinstallationen gingen auf ein Viertel des vorherigen Wertes zurück. Zeitgleich setzte ein massiver Preisverfall bei Photovoltaikmodulen ein, bedingt durch neue chinesische Marktteilnehmer, die dank üppiger staatlicher Förderungen unter den Herstellungskosten deutscher Produzenten ihre Module verkaufen konnten. Ein großer Teil der deutschen Solarindustrie rutschte in die Insolvenz, darunter auch einst gefeierte Börsenstars wie Solarworld und Q-Cells. Existierten 2011 rund 350 Solarzellenhersteller in Deutschland, sind es heute nur noch wenige Dutzend.
Doch der Solarmarkt hierzulande erholte sich. Die (meist chinesischen) Hersteller können heutzutage Photovoltaikmodule kostengünstiger als jemals zuvor anbieten. Die sinkenden Kosten sind wiederum ein Grund für das steigende Interesse an Solarenergie. In den vergangenen zehn Jahren fielen die Preise für neue Photovoltaikanlagen um bis zu 90 Prozent – damit erhöhte sich auch die Wirtschaftlichkeit von Solarstrom erheblich. Mittlerweile betragen die Kosten für das Erzeugen von Sonnenstrom nur noch einen Bruchteil der gesamtgesellschaftlichen Kosten für Strom aus Braunkohle sowie Kernkraft.
Solarparks sind marktreif
Die erheblichen Effizienzsprünge haben dazu geführt, dass Solarparks mittlerweile auch ohne staatliche Förderung auskommen können und somit die Verbraucher*innen nicht über eine Umlage belasten. Nach Wasserkraft ist Photovoltaik damit die zweite Erzeugungsart Erneuerbarer Energien, die „marktreif“ ist, weil sie konkurrenzfähig zu anderen Erzeugungsarten ist. „Mit dem Ausbau der Solarenergie können wir die Energiewende weiter substanziell voranbringen“, erklärt Thorsten Jörß, Leiter Projektentwicklung Photovoltaik bei der EnBW. Ein jährlicher Zubau an Solarenergie von mindestens zehn Gigawatt sei erforderlich, um das für 2030 gesteckte 65-Prozent-Ziel an Erneuerbaren Energien in Deutschland zu erreichen.
Mit dem Ausbau der Solarenergie können wir die Energiewende weiter substanziell voranbringen.
Den ursprünglich vorgesehenen „PV-Deckel“ von 52.000 MW hat die Bundesregierung im Laufe des Jahres 2020 gestrichen – der endgültige Startschuss für einen neuen PV-Boom. 2020 gingen laut Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) doppelt so viele Solarkraftwerke auf Dächern ans Netz wie im Vorjahr.
EnBW: Förderfreie Solarparks
Die EnBW drückt beim Ausbau von Freiflächen-Kraftwerken auf die Tube: Ende 2020 hatte der Konzern insgesamt 342 MW PV-Leistung am Netz, Ende 2019 lag dieser Wert noch bei 154 MW. Bis 2025 hat sich die EnBW zum Ziel gesetzt, mit 1.200 MW PV-Leistung aufwarten zu können. 1.000 MW, also 1 GW, sind bereits bei konkreten Projekten geplant. Zum Teil in Betrieb ging vor wenigen Wochen der förderfreie Solarpark Weesow-Willmersdorf in Werneuchen (Brandenburg) mit einer Gesamtleistung von 187 MW. Es ist der bislang größte Solarpark in Deutschland: Etwa 465.000 Solarmodule produzieren umweltschonend Strom für rund 50.000 Haushalte. Die nächsten beiden großen Solarparks sind bereits beschlossene Sache. Lesen Sie hier mehr zu den geplanten Solarparks der EnBW und zur Wirtschaftlichkeit der Freiflächenanlagen.
Wie entsteht ein Solarpark?
Flächenakquise
Unser Team prüft permanent deutschlandweit Flächen auf ihre Eignung. Ist ein passender Standort identifiziert, gehen wir auf die Kommune und die Flächeneigentümer zu. Erste Gespräche zu einem möglichen Projekt werden geführt. Kommt es zu einer Einigung schließen wir zu fairen Konditionen den Pachtvertrag für das Gelände ab. Diese Phase dauert in der Regel ca. 6 Monate.
Planung & Baugenehmigung
In dieser Phase fällt der Startschuss für die technische Detailplanung. Entscheidungen über Flächengröße, Ertrag und Netzanschluss werden gefällt. Das EnBW-Team übernimmt außerdem sämtliche Aufgaben der Bauleitplanung. Vom Bauantrag bis zur Baugenehmigung tragen wir die volle Verantwortung. Für die Gemeinde entstehen hier keinerlei Kosten. Diese Phase dauert zirka 2 Jahre bei einem Großprojekt.
Umsetzung
Sobald alle Voraussetzungen erfüllt sind, können die Bauarbeiten unter der Leitung erfahrener EnBW-Spezialisten beginnen. Bei der Auftragsvergabe setzen wir, wo immer möglich, auf lokale Unternehmen. So dient jedes unserer Projekte auch der Wertschöpfung und Wirtschaftsförderung vor Ort. Als Baumaterialien kommen nur zertifizierte Komponenten zum Einsatz. Das Baurisiko liegt vollständig bei uns. Unsere Partner genießen ein Höchstmaß an Sicherheit. Die Bauphase dauert zirka 6 Monate.
Betrieb
Bei der technischen Betriebsführung können Sie auf die ganze Erfahrung und die ausgefeilte Infrastruktur der EnBW zählen. Fernüberwachung, Inspektion, Wartung, Entstörung, Versicherungsmanagement: Für jeden Bereich hat die EnBW die richtigen Spezialisten und sichert damit ein Optimum an Ertrag und Service. Die Laufzeit der fertigen PV-Anlage beträgt 30 Jahre.
Beteiligungen
Wem soll der fertige Solarpark gehören? Als Antwort auf diese Frage bieten wir unterschiedlichste Optionen an. Die EnBW kann als alleiniger Eigentümer fungieren, die Gemeinde kann die Anlagen übernehmen, Bürgerenergiegenossenschaften können sich engagieren, private und gewerbliche Investoren beteiligen. Die Entscheidung welches Modell das beste ist, wird in enger Abstimmung mit unseren Partnern getroffen. Um alle anfallenden organisatorischen Aufgaben – zum Beispiel Anteilsverkauf – kümmert sich die EnBW. Diese Phase läuft über die gesamte Betriebsdauer.
Rückbau des Solarparks
Solarparks sind in der Regel auf einen Nutzungszeitraum von bis zu 30 Jahren ausgelegt. Am Ende der Laufzeit werden die Anlagen durch die EnBW vollständig zurückgebaut. Alle Materialien führen wir der Wiederverwertung bzw. der weiteren Nutzung zu. Da Photovoltaikanlagen fast vollständig aus begehrten Rohstoffen wie Silizium, Kupfer, Aluminium und Stahl bestehen, überschreitet der Materialwert bereits heute die kalkulierten Rückbaukosten deutlich.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE schätzt, dass die derzeit für den Energiepflanzenanbau genutzte Gesamtfläche einem zusätzlichen technischen Potenzial von 700.000 MW PV-Leistung entspricht. Energiepflanzen für die Herstellung von Biogas, Biodiesel, Pflanzenöl und Bioethanol beanspruchen derzeit 14 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland. Photovoltaikkraftwerke schnitten jedoch im Vergleich der Effizienz der Flächennutzung zur Stromproduktion um den Faktor 40 besser ab als Energiepflanzen, schreiben die Fraunhofer Forscher in einer Studie. Sie empfehlen wegen der höheren Energieausbeute die Nutzung der Flächen für Solarparks – auch im Einklang mit einer landwirtschaftlichen Nutzung.
Wie ergiebig ist Solarenergie im Vergleich zu Energiepflanzen?
Weiteres Potenzial für Solarkraftwerke bieten von energieintensiven Kieswerken genutzte Baggerseen: Auf einem Baggersee in Renchen hat die EnBW-Tochter Erdgas Südwest die derzeit größte schwimmende Photovoltaikanlage in Deutschland gebaut – und damit neue Flächen für die Energiewende erschlossen. Zwei weitere Anlagen auf einem Baggersee in Leimersheim mit einer Gesamtleistung von 1,5 Megawatt sind bereits in Planung.