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Energieeffiziente Gebäude für den Klimaschutz

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„Menschen sind für den Klimawandel verantwortlich.“ Der mittlerweile sechste Bericht des Weltklimarats (IPCC) lässt mit dieser klaren Botschaft keinen Zweifel daran, dass entschlossenes Handeln notwendig ist, um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen und die Erderwärmung möglichst zu begrenzen. Rund ein Drittel des CO₂-Ausstoßes in Deutschland ist auf den Betrieb von Gebäuden zurückzuführen, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Nachhaltige, energieeffiziente und ressourcenschonende Gebäude können daher einen großen Unterschied im Kampf gegen die Klimakatastrophe ausmachen.

Neu entstehender Wohnraum bietet die Chance, den langfristigen Energieverbrauch zu minimieren, Umweltbelastungen zu reduzieren und ein späteres Recycling der eingesetzten Baustoffe zu ermöglichen. Auch klimapositive Gebäude sind längst möglich. Mit Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Batteriespeichern etwa lässt sich mehr umweltfreundliche Energie produzieren und vorhalten, als die Bewohner eines Hauses verbrauchen.

Dass der Gebäudesektor beim Energiesparen und der Reduktion von Emissionen noch erhebliches Aufholpotenzial hat, zeigt eine aktuelle Studie der Immobilien- und Kapitalmarktexperten von Empira: Während der Energieverbrauch in der deutschen Industrie seit 1990 um 14,9 Prozent und im Gewerbe um 22,6 Prozent gesunken ist, fällt der Rückgang in den Haushalten mit lediglich 2,6 Prozent kaum ins Gewicht. Das liegt zwar auch an der seit 1990 gestiegenen Wohnfläche pro Kopf, vor allem aber an bislang nicht voll ausgeschöpften Potenzialen. „Um das vom Bund ausgegebene Ziel eines nahezu klimaneutralen Gebäudebestandes bis zum Jahr 2050 zu realisieren, wären ein wesentlich höherer Anteil der erneuerbaren Energien am Wärmeverbrauch und deutlich energieeffizientere Gebäude notwendig“, heißt es in der Studie.

Was zeichnet nachhaltige Gebäude noch aus?

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Energetisch nachhaltig ist ein Gebäude, wenn es besonders energieeffizient ist und im besten Fall sogar mehr Energie selbst erzeugt, als die Bewohner für Strom und Wärme verbrauchen.

Keine Frage: Die Art der erzeugten Energie und der Energieverbrauch eines Hauses sind wichtige Faktoren, wenn es um die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden geht. Doch zur ganzheitlichen Betrachtung zukunftsfähiger Häuser gehören noch weitere Aspekte. Das gängige Nachhaltigkeitskonzept mit den drei Säulen Ökonomie, Ökologie und Soziales lässt sich auch auf das Bauen übertragen. Wirtschaftlich ist ein Gebäude, wenn es über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg möglichst kosteneffizient einen Nutzen stiftet – etwa, weil nur geringe Renovierungs-, Umbau- und Instandhaltungskosten anfallen. Bei der Ökologie stehen der ressourcen- und umweltschonende Bau sowie der energieeffiziente Betrieb im Vordergrund: Im besten Fall leistet ein Gebäude mit einer dezentralen Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen langfristig einen positiven Beitrag zum Klima. Im Fokus des Sozialen stehen die Nutzer des Gebäudes und ihre Bedürfnisse nach Gesundheit, Komfort und Wohlbefinden. Nachhaltig ist ein Gebäude nach dem Dreisäulenmodell erst, wenn es alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in Einklang bringt.

Das Nachhaltigkeitskonzept der 2007 gegründeten und rund 1.300 Mitglieder in der ganzen Welt zählenden Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) geht noch einen Schritt weiter: Zusätzlich zur Ökonomie, Ökologie und den soziokulturellen und funktionalen Aspekten spielen auch die Technik, der Prozess und der Standort bei der Planung und dem Bau von nachhaltigen Gebäuden eine Rolle.

„Ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Bauen setzt beispielsweise neuartige und wiederverwertbare Baumaterialien wie recyclebaren Beton ein und vermeidet hohe Transportkosten und damit verbundene Emissionen durch die bewusste Entscheidung für regionale Bauteile und -stoffe,“ erklärt Dr. Stephan Anders, Abteilungsleiter Zertifizierung bei der DGNB.

DGNB: Nachhaltiges Bauen als neues Normal

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Bei Gebäuden haben die Nachhaltigkeitsexpert*innen von der DGNB fast 40 Kriterien in mehreren Themenfeldern im Blick, die unabhängige Expert*innengremien kontinuierlich weiterentwickeln. Dazu zählen beispielsweise die Ökobilanz eines Gebäudes, sein Flächenverbrauch, die Umnutzungsfähigkeit, die Aufenthaltsqualität, die Barrierefreiheit und die Rückbau- und Recyclingfreundlichkeit. Je nach Erfüllungsgrad dieser Kriterien vergibt die DGNB Zertifikate in Platin, Gold, Silber oder Bronze. „Unser System soll aber nicht nur lediglich den Status quo abbilden, sondern einen Anstoß geben, nachhaltiges Bauen und Handeln langfristig als Lebensstil zu etablieren“, so Anders.

Diese Herausforderung ist auf der Ebene einzelner, nachhaltiger Gebäude kaum oder nur sehr langfristig zu bewältigen – das weiß auch die DGNB. Eine schnellere und größere Veränderungswirkung hin zu nachhaltigen Städten haben dagegen neue Quartiere, die Wohn-, Lebens- und Arbeitsraum für viele Menschen bieten. So wie im Stuttgarter Osten, wo die EnBW das nachhaltige Stadtquartier „Der neue Stöckach“ plant. Hier soll ein modernes und lebendiges, sozial und funktional gemischtes, vor allem aber auch möglichst klimaneutrales Quartier mit rund 800 Wohnungen entstehen. Ein Wohngebiet mit einem hohen energetischen Autarkiegrad, emissionsfreien Mobilitätsangeboten, gemeinschaftlich genutzten Einrichtungen und letztlich – auch das ist ein Nachhaltigkeitsfaktor – bezahlbarem Wohnraum.

Übersicht aller Nachhaltigkeitskriterien für Quartiere

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Für die Nachhaltigkeitszertifizierung von Quartieren betrachtet die DGNB fünf große Bereiche mit insgesamt rund 40 Kriterien. Zu den Kernthemen zählen Klimaschutz, Klimaanpassung und Resilienz. Konkret unterstützt die Zertifizierung dabei, Quartiere zu entwickeln, die einen möglichst geringen CO₂-Ausstoß verursachen – in Planung und Bau sowie in der späteren Nutzung.

Ökologische Qualität

Wirkung von Quartieren auf die Umwelt

Ökonomische Qualität

Beurteilung der langfristigen Wirtschaftlichkeit

Soziokulturelle und funktionale Qualität

Von Gesundheit bis Durchmischung

Technische Qualität

Bewertung der technischen Ausführung

Prozessqualität

Qualität der Planung und Bauausführung

Nachhaltigkeitszertifizierung für das gesamte Quartier

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Bei der Entwicklung des Quartiers „Der neue Stöckach“ in Stuttgart legt die EnBW großen Wert auf eine intensive Beteiligung der Bürger*innen aus der Region.

Die EnBW strebt beim Projekt „Der neue Stöckach“ eine Zertifizierung durch die DGNB für das gesamte Quartierskonzept an. Für die Quartiersbewertung schaut sich die DGNB auf übergeordneter Ebene die Herausforderungen an, denen ein nachhaltiges Quartier begegnen muss. „Das sind elementare Handlungsfelder wie Klimaschutz und nachhaltige Energieversorgung, clevere Flächenplanung, Nutzungsmischung, sinnvolle Verkehrskonzeption, Durchlüftung und Luftqualität sowie Themen rund um die Biodiversität,“ erklärt Anders.

Besonders wichtig ist der DGNB bei Quartiersentwicklungen die Qualität des Planungs- und Beteiligungsprozesses. Nur durch eine frühzeitige Beteiligung von lokalen Anspruchsgruppen, künftigen Bewohner*innen und Fachplaner*innen lassen sich aus Sicht der Nachhaltigkeitsexpert*innen alle Belange zeitgemäßer Quartiere ganzheitlich berücksichtigen und in ein integrales Planungskonzept überführen. Bei der EnBW läuft die DGNB damit offene Türen ein: Für das Quartier „Der neue Stöckach“ legt das Unternehmen großen Wert auf die Ideen und Vorschläge der Bürger*innen im Rahmen einer intensiven Bürgerbeteiligung mit öffentlichen Veranstaltungen – auch 2021 haben umfassende Beteiligungsformate stattgefunden.

Ganzheitliches, zukunftsorientiertes Konzept

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In der Zeit, als wegen Corona keine Treffen vor Ort möglich waren, hat die EnBW mit Hilfe einer „Bürgerbeteiligung to Go“ die Ideen der Bürger*innen abgefragt. So gab es beispielsweise ein Aktions-Kit, das die EnBW kostenlos an alle Interessierten nach Hause schickte, um wiederum postwendend deren Antworten und Vorschläge zu erhalten. Die Aufgabe: Die Bürger*innen sollten sich in das Jahr 2027 und in die Rolle einer bestimmten Person versetzen, die im neuen Quartier wohnt oder arbeitet. Was benötigt die Person zum Wohnen und für ihren Alltag, wie sieht ihr Leben aus?

Auch die „Bürgerbeteiligung to Go“ zeigt: Ganzheitlich nachhaltige Quartiere haben nicht nur möglichst einen positiven Beitrag im Hinblick auf das Klima und die Umwelt zu leisten, sondern müssen ihren Bewohner*innen auch ein attraktives und gesundes Wohnumfeld schaffen, indem sie Komfort, Behaglichkeit und soziale Teilhabe bieten. Dann ist Nachhaltigkeit für Umwelt und Mensch. Was am Ende bei einem Quartier wie „Der neue Stöckach“ zählt, ist daher ein schlüssiges, zukunftsorientiertes Gesamtkonzept, das auch morgen noch Bestand hat. Denn nur dann ist es wirklich nachhaltig.

Projektpause beim Projekt „Der neue Stöckach“

Aufgrund der Rahmenbedingungen auf dem Immobilienmarkt finden vorerst keine Baumaßnahmen auf dem Gelände statt. Weitere Informationen finden Sie auf der Projekt-Website zum neuen Stöckach.

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