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Crispin Leick hat die EnBW New Ventures aufgebaut. Er begeistert sich für Nachhaltigkeit und treibt seit 25 Jahren die Energiewende voran. Um das Energiegeschäft von Grund auf zu verstehen, führte ihn sein Berufsweg zunächst über Stationen im Erdgas Portfolio Management und Energiehandel schließlich in die Windenergieprojektierung. Seit 2008 fokussiert sich Leick auf Start-ups und deren Wachstumsfinanzierung durch Konzerne (Corporate Venture Capital). Mit über 70 Transaktionen in 14 Jahren kennt er die Bedürfnisse junger Unternehmen sehr genau.

Motto: Erwarte das Unerwartete.
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Herr Leick, warum investiert die EnBW über die New Ventures in Start-ups?

Leick: Wir bieten der EnBW Zugang zu Unternehmer*innen, die mit ihren Start-ups den Markt verändern werden. Jede der Firmen, in die wir investieren, könnte mit ihren Talenten und ihrem Geschäftsmodell ein Game-Changer für die EnBW werden. Durch die New Ventures hat die EnBW die Möglichkeit, sich an neuen Technologien und Geschäftsmodellen zu beteiligen, ohne aber selbst ein zu großes Risiko einzugehen.

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Welche Strategie verfolgen Sie bei einem Investment?

Leick: Es gibt eine gemeinsame Grundlage. Die Gründer*innen und wir verfolgen dasselbe Ziel: den unbedingten Erfolg des Start-ups. Wir unterstützen die Start-ups beim Wachstum und öffnen die Türen zur EnBW. Dabei achten wir auf nachhaltiges Wachstum, das heißt nicht Wachstum um jeden Preis wie es in unserer Branche auch ab und zu vorkommt.

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In welche Start-ups investieren Sie?

Leick: Wir orientieren uns an üblichen Venture-Capital-Kriterien wie Team, Wachstum und so weiter. Zusätzlich sind für uns noch zwei Fragen relevant: Passt das Start-up zu einem der sechs strategischen Innovationsfelder der EnBW? Hat es Rückenwind durch einen Megatrend? Wir glauben nämlich, dass die Themen Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien, Elektrifizierung, Digitalisierung und Dezentralisierung unsere Gesellschaft in Zukunft prägen werden.

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Das Team spielt eine enorm wichtige Rolle bei Ihrer Investmententscheidung. Welchen Menschen vertrauen Sie Geld an?

Leick: Die Menschen, die Start-ups gründen, sind auf ein Ziel konzentriert: den Erfolg ihres Start-ups. Dafür haben sie Kundenfokus und müssen Mehrwert schaffen. Um am Markt erfolgreich zu sein, riskieren sie viel. Die Innovationskraft, die Geschwindigkeit und die Risikobereitschaft machen Start-ups besonders. Weil Start-ups so anders sind, ist es spannend, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

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Gibt es typische Gründerinnen und Gründer?

Leick: Diesen Typus gibt es nicht. Es braucht Menschen mit unternehmerischem Talent, das ich so beschreiben würde: Es ist die Fähigkeit, ein Problem zu erkennen und daraus ein Produkt zu machen, das den Kunden begeistert. Diese Begeisterung für das Produkt sehen wir in den Unternehmenskennzahlen. Dazu kommt die Einsicht, dass man nicht alles selbst machen kann, das heißt, die Fähigkeit zu delegieren. So werden weitere Talente angezogen. Zu dieser unternehmerischen Denkweise gesellt sich die Einstellung, dass man es schafft und bereit ist, alles dafür zu riskieren.

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Neben den Gründerinnen und Gründern - worauf legen Sie Wert beim Team?

Leick: Es sollte divers sein. Es ist die Mischung des Teams, auf die es ankommt – Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen, unterschiedlichen Alters und verschiedenen Erfahrungen und Fähigkeiten. Sie müssen sich vertrauen und bei der Arbeit wie ein Räderwerk ineinandergreifen. Unsere Zusammenarbeit ist auf durchschnittlich fünf bis sieben Jahre angelegt. Da schauen wir natürlich, ob wir zueinander passen. Wir gehen mit unserem Start-up durch Dick und Dünn. Ohne Vertrauen und auch Sympathie geht das nicht. Einer unserer Gründer hat es als „Ehe auf Zeit“ bezeichnet.

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Welche Vorteile bietet die ENV den Start-ups außer frischem Kapital?

Crispin Leick, Geschäftsführer EnBW New Ventures GmbH

Leick: Da sehe ich zunächst unsere Expertise, Unternehmen zu skalieren und beim Wachstum zu unterstützen. Den Start-ups in unserem Portfolio stehen wir grundsätzlich mit all unserer Erfahrung und unserem Expertenwissen zur Seite. Eine Gründerin, ein Gründer macht im Leben fünf Finanzierungsrunden, dann ist sein Unternehmen groß – wir machen das ständig. Wir beraten bei der Frage, wie man eine Finanzierungsrunde erfolgreich gestaltet, welche weiteren Co-Investor*innen passen, helfen bei der Strukturierung der Finanzkennzahlen oder auch bei Fragen zum Reporting. Die Firmen sind zunächst klein, oftmals fehlen spezielle Fähigkeiten, wir helfen, diese Lücken zu besetzen, zum Beispiel bei Marketing und Vertrieb. Wir haben viele Entscheidungen, vor denen die Gründer*innen stehen, schon oft gesehen. Wir haben auch schon viel gesehen, was nicht funktioniert. Wir wollen, dass die Gründer*innen weiterkommen. Aber immer gilt: Letztendlich müssen immer die Unternehmer*innen ihre eigenen Entscheidungen treffen.

Der zweite Vorteil ist: Wir haben einen großen Konzern im Hintergrund und können auf das vorhandene kommerzielle und technische Know-how zurückgreifen. Wir öffnen die Tür für eine Zusammenarbeit mit den operativen Bereichen. Oft gibt es unter den 26.000 Mitarbeitenden welche, mit denen die Gründer*innen ihre fachlichen Themen diskutieren können. Daraus kann ein gemeinsames Pilotprojekt entstehen und im nächsten Schritt eine Kundenbeziehung.

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Haben Sie ein Beispiel für eine ideale Zusammenarbeit?

Leick: Jede der Firmen, in die wir investieren, könnte ein Game-Changer für die EnBW werden. Könnte! Ob das eintritt, wird die Zukunft zeigen. Schauen wir uns ein Start-up an, in das wir im Herbst 2020 investiert haben. Es ist im Bereich 3D-Drucktechnologie tätig. In Zukunft wäre denkbar, dass wir Ersatzteile dort ausdrucken, wo wir sie benötigen, anstatt sie irgendwo produzieren zu lassen und sie über den Globus zu transportieren. Das macht enorm unabhängig, man könnte eine benötigte Komponente auch noch in 100 Jahren wiederbeschaffen. Wenn es uns gelingt, die neue Technologie an den richtigen Stellen einzusetzen, stellt das unsere bisherigen Lieferantenbeziehungen auf den Kopf, zumindest für die Teile, die dafür in Frage kommen. Das ist aber nur ein Beispiel. Wir haben zu jedem Investment eine Zukunftsthese.

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Hat sich das Geschäftsmodell der ENV bisher gelohnt?

Leick: Ja. Die EnBW New Ventures ist ein Profit Center, wir sind selbst voll im Risiko und müssen Profit erwirtschaften. Die Zielrendite, die uns vom Konzern vorgegeben wurde, haben wir in den letzten zwei Jahren übertroffen. Damit tragen wir mittlerweile, wenn auch in bescheidenem Maße, zum Ergebnis des Konzerns bei. Die Innovationskraft der Start-ups und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es sozusagen kostenlos dazu.

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