E-Auto gebraucht kaufen: Darauf sollten Sie achten

Ein neues Elektroauto ist Ihnen zu teuer? Außerdem haben die gewünschten Modelle alle sehr lange Lieferzeiten? Probieren Sie es doch mit einer günstigen und sofort verfügbaren Alternative: einem gebrauchten E-Auto. Ebenfalls vorteilhaft bei Elektroautos ist eine längere Lebensdauer und ein geringerer Verschleiß als bei herkömmlichen Verbrennern.

Gerade während der aktuellen Lieferengpässe auf dem Elektroauto-Markt ist die direkte Verfügbarkeit ein gutes Argument für einen Stromer aus zweiter Hand. Zudem ist das Angebot an E-Modellen in den letzten Jahren stark gewachsen, was gleichzeitig die Preise auf dem Gebrauchtmarkt sinken lässt. Daher lohnt es sich zu schauen, welche Vorteile ein gebrauchtes E-Auto gegenüber einem Neuwagen hat, woran Sie ein gut gepflegtes Elektroauto erkennen und wie viel Budget Sie für einen soliden Gebrauchten einplanen sollten. Wir haben zusammengefasst, worauf Sie beim Kauf eines gebrauchten E-Autos achten sollten.


Das erwartet Sie hier


Ein gebrauchtes E-Auto ist günstiger als ein Neuwagen

In den vergangenen Jahren sind die Zulassungszahlen von E-Autos gestiegen, auch aufgrund der staatlichen Förderungen. Trotzdem schrecken noch viele, die mit einem Elektroauto liebäugeln, angesichts der Neuwagenpreise vor einem Kauf zurück. Einen brandneuen Opel Corsa-e gibt es ab etwa 30.000 Euro (ohne Umweltbonus), Nissan bietet die nächste Generation des Erfolgsmodells Leafs ab rund 38.000 Euro an und der Elektro-SUV Audi e-tron wird ab 70.000 Euro verkauft. Wer sich dagegen auf dem Markt für gebrauchte E-Autos umsieht, kann beim Kauf mitunter viel Geld sparen. Und so findet man einen vier Jahre alten VW e-Golf für 17.000 Euro, einen drei Jahre alten Smart mit E-Antrieb für 12.000 Euro oder einen fünf Jahre alten Renault ZOE für 8.000 Euro. Die Preise für gebrauchte Elektroautos sind mittlerweile konkurrenzfähig und durchaus mit denen herkömmlicher Verbrenner vergleichbar.

Durch die Neuwagen-Lieferprobleme wurde jedoch auch der Gebrauchtwagenmarkt 2022 beeinflusst: Die staatliche Förderung hat die Nachfrage stark steigen lassen, während die Hersteller durch Pandemie und Mikrochipengpass mit der Produktion kaum hinterherkamen. Hohe Lieferzeiten haben das Interesse an gebrauchten E-Autos verstärkt und somit auch die Preise steigen lassen.

Wie viel kosten gebrauchte E-Autos?

Früher galt für gebrauchte E-Autos ebenso wie für Verbrenner nach drei Jahren ein Restwert von rund 56%. Seit jedoch die Förderung für Elektrofahrzeuge zwischenzeitlich erhöht wurden, ist auch der Preis für gebrauchte Elektroautos gesunken. Seitdem gilt hier ein Richtwert von etwa 51% des Neupreises. Nach acht Jahren sinkt der Restwert von E-Autos deutlich, da dann meist die Herstellergarantie des Akkus abgelaufen ist. Der Restwert eines gebrauchten E-Autos wird dadurch beeinflusst, dass neue Modelle immer leistungsfähiger werden und oft günstiger produziert werden als ihre Vorgänger. Robuster gegen übermäßigen Wertverlust sind vor allem beliebte Modelle mit passender Ausstattung. Eine Prognose der Restwertentwicklung ist aufgrund der angespannten Liefersituation nur schwer möglich. Sollten in Zukunft nur noch emissionsfreie Fahrzeuge in den Innenstädten fahren dürfen, würde dies zum Beispiel den Wert von gebrauchten E-Autos wiederum erhöhen.

E-Auto Förderung für Gebrauchtwagen

Übrigens können Sie auch für ein gebrauchtes E-Auto Förderung vom Staat erhalten. Seit 2020 sind auch „junge Gebrauchte“ durch die Ausweitung des Umweltbonuses förderfähig. Für ein gebrauchtes E-Auto ist seit 2023 noch eine Förderung von bis zu 4.500 Euro möglich. Entsprechende Förderanträge können bei der Bafa gestellt werden. Alternativ wird auch eine Förderung fürs Leasing angeboten. Welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen, erfahren Sie in unserem Artikel „E-Auto Förderung 2023: Diese Fördermöglichkeiten gibt es aktuell“.

Wie gut ist die Reichweite von gebrauchten E-Autos?

Wer ein gebrauchtes E-Auto sucht, sollte sich Gedanken über die eigenen Erwartungen machen, zum Beispiel bezüglich Platzangebot, Ausstattung und natürlich Reichweite. Wie beim Preis sind auch in puncto Reichweite gebrauchte Elektroautos besser als ihr Ruf. Lange Zeit galten E-Autos als reine Stadtautos mit nur geringen Langstrecken-Qualitäten. Das mag für die allerersten Stromer zwar zutreffen, in den vergangenen Jahren kamen aber immer mehr Modelle auf den Markt, die auch längere Abschnitte ohne Zwischenstopp an einer Ladesäule bewältigen können. Spitzenreiter mit bis zu 883 Kilometern Reichweite (nach WLTP) ist der Lucid Air. Der Mercedes Benz EQS 450+ kommt auf etwa 780 Kilometer, während der Tesla Model S Maximum Range auf bis zu 634 Kilometer kommt. Wie hoch die Reichweite wirklich ausfällt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie dem eigenen Fahrverhalten, dem Wetter und der Außentemperatur.

Für die meisten Interessierten sind diese Werte tatsächlich nur bedingt wichtig. Denn oftmals kommt es weniger auf die maximale Reichweite, sondern mehr auf Alltagstauglichkeit an. Sprich: Wenn Sie mit Ihrem E-Auto vor allem zur Arbeit und zurück fahren wollen, wenn Sie die Kinder zur Kita oder den Wochenend-Einkauf bequem nach Hause bringen wollen, sind Reichweiten von 200 bis 300 Kilometer in der Regel schon völlig ausreichend. Und in diesem Feld tummeln sich viele Modelle, die Sie mittlerweile auch gut als gebrauchte Elektroautos kaufen können:

  • Renault ZOE: 400 Kilometer Reichweite (Herstellerangabe)
  • Peugeot e-208: 340 Kilometer Reichweite
  • Skoda CITIGOe iV: 258 Kilometer Reichweite
  • VW ID.3: ab 330 Kilometer Reichweite

Doch auch auf die verwendete Ladetechnologie kommt es an. Sie beeinflusst, wie schnell die Batterien aufgeladen werden können. Besonders, wenn weitere Strecken zurückgelegt werden sollen, ist eine Schnellladefunktion über DC-Gleichstrom wünschenswert. Ist das Laden nur über AC-Wechselstrom möglich, dauert das Laden mehrere Stunden.

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Gut zu wissen

Mit einer kurzen Internet-Recherche können Sie schnell herausfinden, wie weit Ihr Wunsch-Stromer auch in der Realität kommt. Die Elektroautos mit der höchsten Reichweite stellen wir Ihnen in unserem Artikel Unsere Top 10: Die E-Autos mit der größten Reichweite 2022 vor.

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Gebrauchtes E-Auto kaufen: Hauptaugenmerk auf den Akku legen

Wenn Sie ein gebrauchtes Elektroauto kaufen, gelten dieselben Regeln wie beim Kauf jedes anderen Gebrauchtwagens: Eine gründliche Besichtigung des Fahrzeugs ist Pflicht. Neben der allgemeinen Verfassung des Autos (Funktionstüchtigkeit, Abnutzung, Rost etc.) sollten Sie Ihr Hauptaugenmerk auf den Akku legen. Dieser ist das teuerste Bauteil im E-Auto und „altert“ durch das regelmäßige Laden über die Zeit. Eine neue Batterie liegt preislich bei 15.000 bis 20.000 Euro. Natürlich ist es für Laien schwierig, den technischen Zustand des Akkus genau zu erkennen. Bei Wartungs- und Servicearbeiten wird die Stromer-Batterie aber von der Werkstatt auch immer genau unter die Lupe genommen. Der Check umfasst zum einen den allgemeinen „Gesundheitszustand“ (auch „State of health“ genannt) und die aktuelle Ladekapazität, zum anderen Pole, Anschlüsse und Kabelverbindungen. Lassen Sie sich daher immer alle Prüfprotokolle und das Scheckheft vorzeigen. Am besten liegt die letzte Hauptuntersuchung noch nicht lange zurück. Ein regelmäßig gewartetes Fahrzeug ist ebenso wichtig, um langjährige Garantieansprüche durchzusetzen. Zum Beispiel, wenn die nutzbare Restkapazität der Batterie unter die vom Hersteller garantierte Grenze fällt, oft bei 70%.

E-Auto Akku

Beim Kauf eines gebrauchten E-Autos sollten Sie auch den Akku unter die Lupe nehmen.

Wie lange hält der Akku eines Elektroautos?

Grundsätzlich gilt: Die Akkus halten normalerweise länger, als von Kritiker*innen erwartet. Expert*innen schätzen, dass moderne Lithium-Ionen-Akkus auf bis zu 3.000 Ladezyklen kommen. Das entspricht einer Lebensdauer von rund 15 Jahren. Es stimmt zwar, dass die Stromer-Batterien keinen Ladestress mögen. Aber bei neueren Modellen sorgt schon das interne Batteriemanagementsystem dafür, dass das Laden möglichst schonend erfolgt. Viele Besitzer*innen laden ihr E-Auto sowieso überwiegend Zuhause an einer Wallbox auf, was den Batterien ebenfalls guttut. Dadurch nimmt die Kapazität viel langsamer ab als oft befürchtet. Selbst nach mehr als 200.000 Kilometern haben die meisten Akkus noch 80 bis 90 Prozent der ursprünglichen Kapazität. Zudem geben die Hersteller eine Garantie von fünf bis acht Jahren auf die Akkus bzw. auf eine Laufleistung von 100.000 bis 150.000 Kilometern. Fällt die Ladekapazität innerhalb der Frist zum Beispiel unter 70 Prozent, tauscht der Hersteller den Akku kostenlos aus. Fragen Sie daher den Verkäufer oder die Verkäuferin, ob und wie lange der Garantiezeitraum noch gilt.

Worauf sollte ich bei der Probefahrt achten?

Für den Gesamteindruck ist auch eine Probefahrt unverzichtbar, am besten auf einer Strecke, die Sie auch in Ihrem Alltag fahren würden. Fahren Sie zudem so, wie Sie es normalerweise tun. Beim Start sollten Sie den Bordcomputer auf null stellen bzw. sich die Restreichweite und den Ladestand der Batterie notieren. Nach Fahrtende vergleichen Sie die Werte mit denen vom Beginn. Das ist wichtig, um realistische Daten für die Reichweite zu bekommen. Haben Sie zum Beispiel nach 60 Kilometern Probefahrt bereits die halbe Akkuladung in Anspruch genommen, wird das E-Auto später auf kaum mehr als 120 Kilometer Gesamtreichweite kommen.

Lassen Sie sich zudem Auskunft über Zustand, Reichweite und Batterie des Stromers geben. Zuverlässige Verkäufer*innen sollten Ihnen offen auf Fragen zu eventuellen Batterieschäden oder -reparaturen antworten. Hier wird empfohlen zu einem seriösen Autohändler zu gehen. Ein genauer Blick in das Serviceheft hilft Ihnen ebenfalls weiter. In jedem Fall sollten Sie alles detailliert im Kaufvertrag festhalten. Auch Ladekabel und eventuelles Zubehör sollten dabei schriftlich festgehalten werden, sowie in welchem Zustand sie sich befinden.

Mann kontrolliert Batterie eines E-Autos.

Ein gründlicher Check ist beim Gebrauchtwagenkauf oberste Pflicht – auch beim E-Auto.

Gebrauchte Elektro-Fahrzeuge weniger anfällig für Verschleiß

Generell ist bei gebrauchten E-Autos Verschleiß kein großes Thema. Zum einen sind E-Motoren einfacher aufgebaut und daher weniger anfällig für Abnutzung als Verbrenner. Zudem ist die Laufleistung mindestens genauso gut wie die von Diesel- oder Benzin-Motoren. Auch nach rund 200.000 Kilometern funktionieren Elektromotoren in der Regel tadellos, zumal die meisten E-Auto-Besitzer*innen eher umsichtig mit dem Fahrzeug umgehen und tendenziell vorsichtig fahren. Zum anderen fehlen bei E-Autos typische Verschleißteile wie Auspuff, Zahnriemen oder Zündkerzen. Merke: Was nicht eingebaut wurde, kann auch nicht kaputtgehen.

Auf einen wichtigen Punkt sollten Sie achten: Manchmal sind die Bremsen von Rost betroffen, was die Bremsleistung beeinträchtigt. Der Grund für die Rostbildung liegt im „One-Pedal-Driving-Modus“, den viele Stromer-Fahrer*innen praktizieren. Dabei wird das E-Auto nur mit dem Gaspedal beschleunigt und abgebremst. Beim Verzögern drosselt der E-Motor die Geschwindigkeit, die dabei gewonnene Energie fließt zurück in den Akku. Im Fachjargon nennt man dies Rekuperation. Was für die Energiebilanz gut ist, erweist sich für die Bremsen manchmal als Problem. Schauen Sie sich daher die Bremsscheiben genau an. Finden Sie viel Oberflächenrost, hat der Vorbesitzer oder die Vorbesitzerin das Bremspedal höchstens in kritischen Verkehrssituationen benutzt.

Wie stark sind die Reifen eines Autos vom Verschleiß betroffen?

An dieser Stelle können wir auch noch mit einem Mythos aufräumen: Reifen von E-Autos sind nicht stärker von Verschleiß betroffen als die Reifen von Verbrennern. Das Gerücht geht auf das vermeintlich hohe Drehmoment beim Anfahren zurück. Dem ist aber nicht so, sagen Reifenexpert*innen. „Reifen eines modernen Elektrofahrzeugs nutzen sich wesentlich langsamer ab als bei einem Fahrzeug mit traditionellem Verbrennungsmotor“, so Mikko Liukkula, Entwicklungsmanager des finnischen Premium-Reifenherstellers Nokian Tyres. „Das liegt in der guten Traktionskontrolle begründet. Die Fahrassistenzsysteme reduzieren Schlupf dank der schnellen Leistungsanpassung des Elektromotors. Diese Systematik reagiert viel schneller als bei Verbrennern, bei denen sie auf dem Bremsvorgang und dem Begrenzen der Motorendrehzahl basiert.“

Trotzdem sollten Sie sich die Reifen des Elektroautos gründlich ansehen: Gibt es Schnitte, Risse oder Löcher? Ein schlechtes Zeichen ist auch, wenn sie einseitig abgefahren sind. Obwohl das gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofil bei 1,6 Millimetern liegt, sollte die Profiltiefe nicht weniger als 3 Millimeter betragen – ansonsten müssten Sie sich wahrscheinlich alsbald neue (und damit teure) Reifen für das gebrauchte E-Auto kaufen.

Tipps: Welche Elektroautos gebraucht kaufen?

Da der Markt für gebrauchte E-Autos noch übersichtlich ist, sind spezielle Modelle und besondere Ausstattungen eher schwer zu finden. Laut einer Erhebung des ADAC gehören folgende Modelle zu den wichtigsten E-Autos, die Sie bereits jetzt gebraucht kaufen können:

  • BMW i3
  • Citroën C-Zero / Mitsubishi i-MiEV (EV) / Peugeot iOn (alle baugleich)
  • Hyundai Ioniq Electro
  • Nissan Leaf (1. & 2. Generation)
  • Renault ZOE
  • Smart electric drive (fortwo/forfour)
  • Tesla Model S
  • Tesla Model X
  • VW e-Golf
  • VW e-Up!

Fazit: Es wird immer leichter, ein gebrauchtes E-Auto zu kaufen

Einen gut erhaltenen Stromer aus zweiter Hand zu finden, ist heute kein Hexenwerk mehr. Solange die Akkus gut in Schuss sind, können Sie beim Kauf des Gebrauchten wenig falsch machen. In puncto Verschleiß und Reparaturanfälligkeit haben die Elektroautos sogar einen sichtbaren Vorteil gegenüber Verbrennern, zumal die meisten angebotenen Fahrzeuge jünger als fünf Jahre sind. Auch hinsichtlich der strittigen Themen Ladekapazität und Reichweite müssen Sie sich bei jüngeren Gebrauchten keine Sorgen machen. Und schließlich: Da der Markt für neue Elektroautos im Moment mit Lieferengpässen zu kämpfen hat, sind die gebrauchten E-Autos eine gute Möglichkeit, zeitnah an einen verlässlichen und zudem noch günstigeren Stromer zu kommen.